Freedom Run (Book, Katrin Saalfrank)

freedom_run_vista_chino_kyuss_katrin_saalfrankKatrin Saalfrank liefert einen einmaligen Blick hinter die Kulissen. Porträts, intime Momentaufnahmen, Live-Shots und Landschaftsfotografie fusionieren in diesem Buch zu einem großen 232 Seiten langen Ganzen. Wüstenfans aufgepasst, es locken die guten alten Seiten.





Der vergangene Rechtsstreit um den Namen Kyuss lässt mich immer noch schwer schlucken. Egal welcher Seite man letztendlich Sympathie schenkt, es überschattet immer. Die Bilder von Katrin schaffen es mich das vergessen zu lassen. Sie zeigen nämlich sehr eindrucksvoll besonders eines: Alle Parteien sind Menschen, Freunde, Familienmitglieder. Ob und wann es um Geld geht, spielt dann gar keine Rolle, wenn man live auf der Bühne spielt. Die Energie spürt. Auch der Moment dannach pocht vor Emotionen. Frustration, Adrenalin, Endorphine. Alles kann auf einen herein brechen.

Genau das ist es, was Freedom Run zu porträtieren weiß. Die Menschen hinter der Band. Wir begleiten dabei Kyuss Lives! und wie sie zu Vista Chino mutieren. Ein langer und spannender Weg. Unsere Protagonisten sind dabei natürlich John Garcia, Brant Bjork, Nick Oliveri und Bruno Fevery.

Selbstverständlich gehören zu der Kyuss-Welt nicht nur die Musiker, sondern auch die oft ebenso schnell vergötterte Wüste. Katrin druckt dazu ihre prächtigen Landschaftsaufnahmen nicht einfach nur ab, sondern schafft oft eine direkte Verbindung zu den Söhnen der Wüste, mit einem scheinbar nahtlos anliegenden Bild. Gerade an diesen Stellen evolviert das Buch von einer klassischen Zeitdokumentation zu einem Kunstwerk. Neben technisch einwandfreien Bildern, wird die Ablichtung der kreativen Köpfe, eben auch kreativ auf Papier gebannt.

Einen derart intimen Einblick hinter die Kulissen, der einen Hälfte der Erben von Kyuss, wird man wohl so nicht noch einmal finden. Für passionierte Fans der Wüstenszene, ist dieses Buch Gold wert. Klar, in den Zeiten von Internet und Smartphones, werden Bücher gerne vergessen. Wer jedoch zum hundersten mal Platten von Vista Chino, John Garcia, Kyuss, Slo Burn, Brant Bjork und deren (leider oft bedingt hübschen) Covern und Booklets leid ist, hat hier die perfekte Alternative. Bei deinem Wüsten-Lieblingssong durch die Seiten zu blättern, erhöht das Hörvergnügen immens. Ob sich die (verständlicher Weise) teure Anschaffung lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wir Fanboys/girls kaufen jedoch so viel Krampf Tag ein Tag aus, da kann man auch mal ein qualitativ hochwertiges und anspruchsvoll gestaltetes Buch raus lassen.

Info

  • Book by Katrin Saalfrank
  • Website
  • 232 pages
  • 1000 copies
  • production 2010-2013
  • World wide shipping

Rock im Wald 2014

Unsere beiden Redakteure Kevin und Francis waren vor 2 Wochen im schönen Oberfranken beim Rock im Wald zu Gast. Wir können gespannt sein was sie zu berichten haben:

Also Leute, wir können ja später auf die Details eingehen, aber sagt erstmal wie’s denn überhaupt war!

Fran: Gleich nach dem Festival stand der Beschluss: Ich komme nächstes Jahr auf jeden Fall wieder. Hier bekommt man als Besucher allerhand geboten und auch als Band. Die Festivalatmopshäre war familiär und entspannt. Ich will auf jeden Fall wiederkommen!!!

Kev: Da kann ich mich nur anschließen! Beschaulich, herzlich, familiär. Man fühlt sich ab der Ankunft pudelwohl und hat ne Träne im Knopfloch wenns Sonntag wieder heimwärts geht, ich vermiss alles auch 2 Wochen später noch.

Was macht das Festival so besonders?

Kev: Wo soll ich anfangen? Aus musikalischer Sicht auf jeden Fall die Abwechslung! Nix mit 100% Stoner, wär ja auch langweilig. Ich fand zum Beispiel den Bay-Area Thrash von Wulfpack ziemlich fett, oder auch den Punk-, Melodycore von Atlas Losing Grip. Desweiteren verlief das ganze Festival reibungslos, es gab keine technischen Probleme und nach dem Zeitplan konnte man seine Uhr stellen. Am praktischsten fand ich, das der Fußweg vom Zelt vor die Bühne höchstens 300m war, einmal um die Ecke links und schon warste da…herrlich!

Fran: Zwei Tage, 15 Bands, drei Imbissbuden und ein bisschen Sportplatzatmosphäre: Das ist alles, was ein Festival wie Rock im Wald braucht um circa 1500 Mann zu begeistern. Die kleine Merchstreet war immer wieder einen Spaziergang wert. Besonders sympathisch fand ich, dass außer den Bandmerch selbst kaum etwas anderes verkauft wurde. Keine Kaufhausatmosphäre, kein Sellout. Auch der immer zur Verfügung stehende Wasserschlauch am Eingang war bei der Hitze an dem Wochenende herrlich, um sich abzukühlen! An solche Kleinigkeiten denkt nicht jeder Veranstalter.

Klingt ja erstmal alles großartig, doch manchmal haperts dann an Verpflegung und Hygiene. Wie sah’s da aus?

Kev: Wer auf dem Festivalgelände Dixies gesucht hat, hatte Pech…oder eher Glück. Denn statt der blauen Einsitzer standen 2 Volksfest-dimensionierte Toilettenwägen mit fließend Wasser bereit! Da drin ging es besser zu, wie in den Badezimmern einiger Leute die ich kenn. Auch Verpflegungstechnisch gabs nix zu meckern. Faire Portionen zu fairen Preisen, sowohl Essen als auch Trinken. Ich hab selbst paar Sachen probiert und es war lecker und reichlich.

Fran: An dieser Stelle sei erwähnt, dass im Backstagebereich die Bands (und selbst wir Presse-Futzis) behandelt wurden, wie Gott in Frankreich. Es gab Buffet und warmes Essen, ein Plätzchen zum Aufwärmen, während es draußen regnete. Man muss wissen, dass das keinesfalls der Regelfall ist! Als Band kannst du dich glücklich schätzen, wenn es überhaupt was zwischen die Zähne gibt.

Kev: Auf jeden Fall, dafür noch mal ein riesen Lob an die Veranstalter!!! Ich nutze das meistens aus Anstand nicht immer so aus, aber wenn man so lieb gefragt wird ob man denn noch Hunger oder genug zu trinken hat, dann fühlt man sich wie im All-Inclusive-Urlaub.

Gibt’s noch paar Worte über das Gelände im allgemeinen zu verlieren?

Fran: Naja, man muss das Auto leider woanders abstellen als auf dem Campingplatz, Minuspunkt. Dafür war der Campingplatz sauber und grasfrei. Bei Regen gibt es also keinen Matsch. Pluspunkt. Den Hauptgewinn hat man allerdings gezogen, wenn man auf den zweiten Campingplatz nächtigt- dann darf man zum Festival einen rund 5 minütigen Marsch antreten, der sich bei brütender Julihitze gern ins schier Unendliche zieht.

Kev: Das war auch für mich als PKW-Camper, der gern hinten im Kombi pennt, etwas gewöhnungsbedürftig, aber man durfte seine Sachen am Campingplatz ausladen, also zumindest gab es keine große Schlepperei

Fran: Rock im Wald findet auf einem Sportplatz statt. Was bedeutet das? Riesenplatz, frischer, weicher Rasen, den selbst hartgesottene Rockfans nicht plattmachen können und ein zünftiges Sportlerheim, was, als Backstagebereich getarnt, dem AAA-Passbesitzer alle Wünsche erfüllt.

Und die Leute waren sicher auch gut drauf, gabs besondere Erlebnisse?
Kev: Lauter Verrückte! Halt so wie’s sein soll, bei soviel freundlichkeit und zuvorkommenden Leuten muss man sich einfach wohl fühlen. Zum Beispiel waren wir beiden mit die ersten, die unser Zelt aufgeschlagen hatten. Und ehe wir uns versehen, waren wir von 3 anderen Zelten eingekreist, es wurde uns ein Pavillion über den Köpfen kredenzt und Tische und Stühle brüderlich unter unseren wahnsinnig tollen Zeltnachbarn (Grüße an dieser Stelle) aufgeteilt! Dann war noch eine süße Geburtstagsfeier inklusive Kuchen, Röcke aus Bierdosen und so weiter, wie’s halt so is auf nem Festival. Wären nicht die ganzen geilen Bands gewesen, ich hätte es auch locker 3 Tage auf dem Zeltplatz bei angeregten Gesprächen und dem ein oder anderen Bier ausgehalten.

Apropos geile Bands, kommen wir langsam mal zum Kernstück jedes Festivals und fangen mit dem Freitag an. Was waren eure absoluten Highlights?

Kev: Also mich hat gleich die erste Band schön geflasht! Wulfpack, ein paar 16-jährige, die mir mit ihrem 80’s Thrash Gewitter meine eigene Jugend vor Augen geführt haben. In dem Alter waren auch die frühen Metallica, Anthrax, Slayer, Exodus und wie sie alle heißen meine Götter. Verdammt geile Show in der brütenden Nachmittagshitze vor viel zu wenig Leuten. Aber die haben ja auch noch ein paar Jahre vor sich, da werd ich dran bleiben!

Fran: Wulfpack können sich als junge Thrash-Oldschool-Metal-Band durchaus blicken lassen. Gut, das Metallica– Cover hätte nun nicht sein müssen, aber immerhin machten die Jungs klar, wohin die Reise gehen soll. Mein Top-Favorit des Tages trat gleich im Anschluß auf. Mein fünfzehnjähriges pickeliges Ich freute sich innerlich die Hose nass, als Mandrax Queen die Bühne betraten. Ugly Kid Joe trifft Faith No More auf Extasy und wenn mir hier einer erzählen will, dass der Gitarrist keine feuchten Träume von John Frusciante hat, dann gebe ich hiermit offiziell mein Dasein als Chili-Peppers-Expertin auf. In fast jedem Song muss man unweigerlich an die „Mother’s Milk“, dem ultimativen Genre-Schmelziegel der Peppers anno 1989 denken. Ein schöneres Gitarrenspiel ist mir in den letzten zwei Jahren nicht untergekommen und die Songstrukturen sind so unfassbar vielseitig und (un-)berechenbar, dass man nach einem Mandrax-Queen-Konzert leider Fan werden MUSS!

Kev: Da kann ich nur zustimmen, mich hats selbst überrascht das mir diese wilde Mischung so gefallen hat, das wir beide schnurstracks zum Merchzelt mussten und uns die EP Assfunked geholt haben. Ein weiterer Höhepunkt waren für mich die Black Spiders, den Namen hab ich schon so oft gehört, aber nie Zeit gehabt mir mal was von denen rein zu ziehen. Dafür hat mich die Riff-Gewalt von 3 Gitarren dann live überzeugt. Fett, ganz dicke Eier, nur das Stinkefinger-Gehabe ist mir etwas zu niveaulos gewesen. Aber musikalisch spitze!

Fran: Auf die Black Spiders habe ich mich besonders gefreut, da sie einem an jeder Ecke wärmstes ans Herz gelegt werden, aber spätestens nach dem halben Set konnte ich schon mit 99%-iger Wahrscheinlichkeit den Songverlauf vorhersagen. Viel Power, viele Riffs, aber wenig Abwechslung. Das Beste am Gig war die Plastikeule auf dem Bassamp. Von denen habe ich mir wirklich mehr versprochen! Wer hat noch gespielt? Red Fang? Achja, da bin ich eingeschlafen.

Kev: Pfff…OK zugegeben, wenn man sich noch nie so richtig mit denen befasst hat kommt man bissl schwer rein und ich hab auch schon nen besseren Gig von ihnen gesehen, aber es war ein grundsolides Hit-Feuerwerk und hat die Fans sicherlich nicht enttäuscht! Natürlch wurden vorallem die Überhits wie Wires und Prehistoric Dog gefeiert, aber auch die Songs vom neuen Album haben gut gezündet!

Noch ein paar Worte zu den anderen Bands am Freitag?

Kev: Supercharger spielen soliden Punk’n’Roll, haben mich aber nicht wirklich vom Hocker gerissen. Dafür hatten sie nen Haufen Energie und spielten sich im prallen Sonnenschein den Arsch ab. Die Stimmung war zudem auch super. Auf Atlas Losing Grip hab ich mich sehr gefreut, stehen doch im Programmheft Querverweise zu NOFX und Bad Religion. Ok, ganz so gut wie die beiden Genregrößen waren sie dann doch nicht, aber zumindest hatten sie ihren eigenen Sound und haben nicht versucht ihre Vorbilder zu kopieren. Wie schon bei Supercharger, hatten auch die Schweden Hummeln im Hintern, da ging ganz schön was ab auf den Brettern. Werd ich mir bestimmt nochmal auf Platte zulegen und in Ruhe reinfinden.

Also schonmal ein gelungener Einstand, habt ihr dann noch einen draufgemacht? Und wie sah der morgen danach aus?

Kev: Die Gelegenheit wäre da gewesen, denn es gab noch ordentlich Aftershowparty. Aber wenn man versucht jede Band an nem Festival zu sehen, damit man auch anständige Bilder und bisschen was zum schreiben hat, muss man auch mal langsam machen können. Francis hat eh nichts getrunken und ich fand ein Zeltplatz-Gute-Nacht-Bier bei den Nachbarn gechillter zu dem Zeitpunkt.

Fran: Samstagmorgen, Heiterkeit. Das Frühstücksangebot am Einlass war wirklich süß. Es gab Brötchen und Kaffee. War der Magen jedoch anspruchsvoller, durfte man bis 15 Uhr warten, eh die richtigen Stände im Gelände öffneten. Überraschenderweise waren morgens die Toiletten bereits in einen annehmbaren Zustand zurückversetzt worden Das Gelände sah aus, als wäre nie etwas passiert. Herrlich!

Na dann kommen wir gleich zu den Bands am Samstag! Und wieder zuerst, was waren die Highlights?

Fran: Den krönenden, heiß erwarteten, lang ersehnten Abschluss bildeten Graveyard. Was will man über die schon noch sagen? Brilliante Show, tolle Songs- totale Eskalation im Publikum! Und dann natürlich noch Vidunder, die mit ihrem 70er-lastigen Rock smoothe Melancholie verbreiteten.

Kev: Ich fang mal mit ner kleinen Band an, also wirklich klein, weil Powder For Pigeons waren nur zu zweit. Eine nette Dame an den Drums und ein Kerl mit halblangen dunklen Haaren für Gesang und Gitarre…erinnert das an jemand? Klar, jeder dachte erst an die White Stripes. Aber die beiden Australier hier haben einiges mehr an Power! Spätestens seit Dÿse weiß ich ja, das ein Duo ne Bühne zerlegen kann. Ganz so brachial wars hier zwar nicht, aber trotzdem Spitzenklasse!!! Die Sumosluts als Opener haben mich auch vollkommen überzeugt, würd ich gern mal ausgiebiger sehen! Und Bombus! Die waren fett!!!

Fran: Eine Riffgewalt, die Ihresgleichen sucht! Danach kamen die Truckfighters, aber da sagst lieber du was dazu, meins wars nicht.

Kev: Ok, gerne. Nachdem ich sie in den Jahren zuvor wirklich ziemlich oft gesehen hatte, war ich eine Zeit lang übersättigt. Aber nach nem Dreivierteljahr Pause von den Schweden war ich wieder heiß drauf. Und was für eine geile Show! Dango rast wieder wie aufgezogen über die Bühne und springt wie ein Derwisch auf und ab, ohne sich sonderlich oft zu verspielen. Ozo treibt die Songs schön voran und sogar der Justin Bieber am Schlagzeug wird mir langsam sympathisch, obwohl ich mit den ehemlaigen Drummern immer gut klar kam und sie meiner Meinung nach auch dem Sound fehlen. Nichtsdestotrotz war’s einer der besten TF Gigs bisher und auch ein guter Grund, das ich mir endlich mal das neue Album auf Vinyl besorgt hab.

Gibt’s noch was über die restlichen Bands zu vermelden?

Fran: Als zweite Band am Samstag betraten The Gogets die Bühne, die im Programmheftchen als die (!) Durchstarter angepriesen wurden. Bemerkenswert fand ich die Gesangsstrukturen. Im Chorus alles mehrstimmig, die Riffs punkig-modern. Erinnerten mich irgendwie an Panic! At The Disco. Zu December Peals bin ich völlig vorurteilsfrei angetreten. Musste dann aber kopfschüttelnd nach der Hälfte des Sets den Platz verlassen, weil sich mir bei den Ansagen des Sängers in den Songzwischenpausen die Zehennägel hochrollten. Ich wusste nicht, dass man sich so fremdschämen kann, wenn eine Band verzweifelt (!) versucht seine Zuschauer zum Mitmachen zu bewegen. Direkt proportional zum Gequatsche sank auch die Attraktivität der Musik. Schade!

Kev: Cowboys & Aliens hab ich verpasst weil ich jemanden abholen musste, The Gogets waren so lala und während December Peals hab ich Power-Napping betrieben. Ach ja, Graveyard waren auch ganz gut!

 

 

Zum Abschluß bleiben uns beiden tolle Eindrücke eines gemütlichen, kleinen Festivals mit tollen Bands und netten Leuten! Vorallem dem ganzen Team gebührt unser aufrichtiger Dank und lobende Anerkennung! Spitze was ihr da seit 15 Jahren auf die Beine stellt. Hoffentlich sieht man sich nächstes Jahr wieder!

Fran & Kev

Weitere Bilder gibt’s auf unserer Facebook-Seite und auf der von Rock im Wald

King Buzzo – This Machine Kills Artists

King Buzzo – This Machine Kills Artists

Erst kurios, dann belanglos – der Melvins-Gitarrist und -Sänger mit seinem akustischen Soloalbum

This Machine Kills Artists

King Buzzo

Buzzo hat eine Soloplatte gemacht – nur er mit einer akustischen Gitarre. Das macht zunächst einmal neugierig. Denn der Gitarrist der Melvins hat nicht umsonst einen legendären Ruf und die Musikszene abseits des Mainstreams in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt. Ein Solo-Ausflug in akustische Gefilde muss also cool sein, oder?

Der erste Eindruck ist auch durchaus positiv. Buzzo schrummelt munter drauf los, der Sound ist klar, der Gesang mit viel Hall unterlegt. Dark Brown Teeth heißt der Einstieg und unter den sechzehn weiteren Stücken finden sich Titel wie Drunken Baby, How I Became Offensive und Useless King Of The Punks – Indizien dafür, dass der schräge, subtile Humor der Melvins auch hier den Ton angibt. Mehr als Indizien sind es aber nicht, denn der nicht nur verhallte, sondern auch mit weiteren Effekten bearbeitete Gesang ist vermutlich selbst für Muttersprachler kaum zu verstehen.

Und irgendwie im Laufe des Albums setzt dann die Ernüchterung ein: Die Songs klingen irgendwie alle gleich. Mag ja sein, dass Buzzo auch Melvins-Songs erst einmal akustisch spielt, aber das hier ist nicht das fehlende Glied, um den Schaffensprozess eines großen Künstlers besser verstehen zu können. Es plätschert einfach nur vor sich hin. Vermutlich ist irgendwo der große In-Joke versteckt – leider so gut, dass man ihn nicht findet.
Für eine Besprechung gibt man einer Platte deutlich mehr Zeit als sie im Alltag in der Regel bekommt, aber auch nach mehrmaligem Hören bleibt nichts hängen und kein Song bietet einen nennenswerten Wiederkennungswert. Wäre es nicht der große King Buzzo von den Melvins, wäre das Interesse schon viel früher verflogen.

Als MTV 1989 mit den Unplugged-Konzertmitschnitten begann, war das ein faszinierendes Konzept, dass eine Weile auch sehr gut funktionierte. Aber schnell fühlte sich jeder Popstar berufen, mit nachdenklichem Gesicht auf einem Barhocker sitzend eine akustische Gitarre zu malträtieren. Buzzo, um ätzende Kommentare nicht gerade verlegen, hat damals sicher öfter einen Würgereiz unterdrücken müssen. Vielleicht ist ja die ganze Platte der In-Joke. Aber vielleicht gerät das Ganze gerade mal wieder außer Kontrolle. Wer ist nach Buzzo, Wino, Mike Scheidt und Scott Kelly der nächste, den es zu einer Akustikexkursion drängt? Matt Pike?

Unhörbar ist This Machine Kills Artists sicher nicht, aber wenn man es durch das ganze Album geschafft hat, bleibt der vorherrschende Gedanke: „Was soll’s?“ Als EP oder eingestreut in die nächste Melvins-Platte hätten einige der Stücke sicher einen viel positiveren Eindruck hinterlassen, so wirkt das Album vor allem eintönig.

1. Dark Brown Teeth
2. Rough Democracy
3. Laid Back Walking
4. Drunken Baby
5. Vaulting Over a Microphone
6. New River
7. The Vulgar Joke
8. Everything’s Easy for You
9. The Ripping Driving
10. How I Became Offensive
11. Instrument of God
12. The Spoiled Brat
13. Illegal Mona
14. Good and Hostile
15. The Blithering Idiot
16. Useless King of the Punks
17. The Hesitation Twist

Laufzeit: 45 min

Anspieltipps: alle und keins

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