Archive for Oktober, 2011

Been Obscene – Night O‘ Mine

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Mächtig, mystisch, melodisch: Been Obscene

Night O‘ Mine

Been Obscene

Been Obscene haben ein Album erschaffen, das man nicht nach einmaligem Hören sofort verstanden, oder voll ausgekostet hat. Verschiedenste Variationen in Rhythmus und Melodien machen Night ‚O Mine sehr abwechslungsreich, und zu einem der innovativeren Alben der vielen Stonergruppierungen.

Allein den ersten Song kann man stellvertretend für das gesamte Album sehen. Nicht, dass der Rest gleich klingen würde, oder mit Endless Scheme schon alles gesagt wäre, aber der Opener enthält alles, was den Sound von Been Obscene ausmacht. Verträumte-verworrene Vocals, häufig wechselnde Melodien und Gitarrenlines. Das Ganze wird stets von einer düster-mystischen Grundstimmung zusammengehalten. Das klingt oft schön, aber manchmal auch gefährlich. Immer geladen. Den Einfluss von Queens Of The Stone Age kann man dabei durchaus abundzu hören. Verschachtelt und mit unvorhersehbaren Strukturen bewegen sich Been Obscene aber nur am Rande des Mainstreamsounds der großen Amerikaner.

Dafür ist der Sound zu abgefahren. Night ‚O Mine, ein Tribut an die Nacht, welche so ambivalent ist, wie das Werk selbst. Stimmung und Atmosphäre sind wohl der Ankerpunkt von Been Obscene. Diese werden fast durchgehend perfekt aufrecht erhalten und sind in Songs wie Alone, The Run und dem Titeltrack wunderschön zu hören.

Das Soundgefüge klingt ungewöhnlich, und zugleich doch vertraut. Funkdrummer Robert bricht keine Gesetze, hält sich aber auch nicht immer an die Regeln. So entsteht, kombiniert mit effektbeladenen Gitarren, ein merkwürdig-genialer Sound, der nun mal schnell, mal langsam seinen Weg tief in unseren musikalischen Nerv zu treffen weiß. Unerwartet und spannend. So werden auch Songs wie Apathy und der Titeltrack zu Höhepunkten der Platte.

Ich glaube in dieser Österreichischen Konstellation steckt verdammt viel Potenzial. Da die Platte bei mir jetzt schon seit Tagen rauf und runter läuft, kann ich es kaum abwarten mehr zu hören. Geduld. Been Obscene nehmen uns mit in die Tiefen von Night O‘ Mine. Aus diesem Schlund wieder herauszukommen ist dabei fast unmöglich. Zum Glück, sind wir Kinder Nacht. Uns gefällt es hier unten!

1. Endless Scheme
2. Snake Charmer
3. Cut The Rope
4. Apathy
5. Night O‘ Mine
6. The Run
7. Memories In Salvation
8. Alone

Laufzeit: 56 min

Anspieltipps: Endless Scheme, Apathy, The Run

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Electric Orange – Netto

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Augen schließen- Kraut genießen

Netto

Electric Orange

Kraut since. 1992, das trifft in diesem Falle nicht nur auf mich, sondern auch auf die Aachener Electric Orange zu. Und trotz dieser Gemeinsamkeit kommt es, dass ich erst 19 Jahre später die ersten Töne dieser Band, in Form von Netto vernehmen darf.

Die Reise beginnt mit dem Titel Polyzysten, welcher vorerst auch ohne Musik durchaus einen Titel verdient hat. Der musikalische Teil wird durch ein Fliegensummen eingeleitet, welches durch unrhytmische, psychadelische Gitarrenklänge verdrängt wird. Erst allmählig beginnt das Schlagzeug im Takt zu klingen, wohingegen Gitarre und Hammondorgel auf der ganzen länge des Liedes nach selbigem suchen und trotzdem zusammen eine herrliche Struktur bilden. Das ganze gibt einen wunderschönen end 60`s Flair.
Der Titel Basslochner stellt mit 2:45 den mit Abstand kürzesten Track dar, beweißt damit allerdings klangvoll mit Perkussion, dass die Band durchaus rhytmisch zu Tage gehen kann. Das ganze wird von spacigem Synthiesound unterlegt.
Mit Fluff bekommt man den ersten von fünf Stücken serviert, welche die zehn Minutenmarke überschreiten. Dieser beginnt sehr sanft und steigert sich vom spacigen Mellotron gerne mal zu höher angesiedelten Gitarrenwänden, welche genauso sanft auch wieder ausklingen. Es ist wunderschön zu beobachten, wie die Gitarre immer wieder in den hinter- bzw. Vordergrund gerät, was das Lied trotz seiner Länge nie zäh oder langweilig erscheinen lässt. Fließend gelingt auch der Übergang zu Perpetuum Mobillar, ein herrlich pulsierender Sound, der das Erlebnis von Fluff noch einmal mit dem Synthie, nein eigentlich mit allen Instrumenten wieder aufgreift. Es scheint so als würden alle Instrumente im Kreis um den Synthesizer auf und ab tanzen. Für mich bis hierhin definitiv der Höhepunkt des Albums.

Der Titeltrack Netto ist zu Beginn aufgrund der straighten Orgel eher trocken und auch düsterer angesiedelt, was sich ab der hälfte schlagartig ändert. Mit einmal flitzt das Schlagzeug und die Gitarre und der Synthie erzeugen einen tollen Sound, welcher etwas an Uran erinnert. Der kurze Sprint endet wieder in absoluter Spacigkeit und Ruhe, welche wiederrum durch zügiges Schlagzeug und Perkussion unterlegt werden.
Supptruppen (die Polyzysten?) und Auslauf geben aufgrund der sphärischen Melodien beide viel Raum zum fantasieren, ersteres eher auf düstere, zweiteres eher auf eine heitere Art und Weise – so nah können Schwarz und Weiss zusammen sein.
Zeitheiser ist ein sehr düsterer Track, ruhig und mit vielen „Gruseleffekten“ die von Synthie, Gitarre und dem tiefen Bass bestimmt werden. Ein leichter Hauch von Jazz mischt sich mit ein, ohne aber wirklich da zu sein. Sehr interessanter Track, den ängstliche Leute lieber meiden sollten.

Der letzte Titel Raumschaf ist mit 15 Minuten auch der längste. Er bündelt quasi noch einmal alles, was man auf der Reise durch das sphärisch, spacige Album erleben durfte. Alle Instrumente tanzen noch einmal ringelreie, bevor der Silberling sanft und leise mit zirpenden Grillen endet.

Electric Orange schaffen es sage und schreibe 80 Minuten lang, den Gehörsinn in den Wahnsinn zu treiben. Auf und ab, durchs All, auf der Erde, hier, dort und eigentlich überall. Das Album lässt einen gleiten, wie kaum ein anderes. Allerdings ist es kein Album, dass man jederzeit, an jedem Ort hören kann. Man sollte sich zwingend eine ruhige „Minute“ gönnen um dieses Album zu studieren, dann macht es auch Spaß. Wenn man die Scheibe jedoch nur nebenbei hört, so wirkt sie eher störend und unangebracht. Es ist einfach eine CD, für die richtige Zeit, am richtigen Ort.

1. Polyzysten
2. Basslocher
3. Fluff
4. Perpetuum Mobillar
5. Netto
6. Supptruppen
7. Auslauf
8. Zeitheiser
9. Raumschaf

Laufzeit: ca. 80 min.

Anspieltipps: Polyzysten, Perpetuum Mobillar, Raumschaf

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Rotor – Festsaal Kreuzberg (live)

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Rotor, wie wir sie lieben: Live

Festsaal Kreuzberg

Rotor

RotoR sind und bleiben eine Liveband. Durch und durch. Drei Leute, die ihren Liveauftritt auf das absolut wesentliche reduzieren: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Kein Gesang, keine Ansagen zwischen den Songs und überhaupt gibt es hier keinen überflüssigen Schnick-Schnack. Jeder der sie schon mal gesehen hat, weiß, ein RotoR-Gig ist ein Ritt auf der Kanonenkugel ohne großartige Verschnaufpausen, weder für Band, noch für das Publikum.
Und, was ein Glück, diese Livekünste wurden nun für die Nachwelt konserviert. Quasi als RotoR-Konzert für zu Hause.
Aufgenommen wurde der Gig im November 2009 im Berliner Festsaal Kreuzberg (wie der Name des Albums bereits verrät), im „Wohnzimmer“ der Band sozusagen. Dass es ein Heimspiel für sie war, merkt man ab Sekunde eins der Platte:
Drehmoment eröffnet Festsaal Kreuzberg direkt mal mit einem Höhepunkt der Bandgeschichte. Das sich durch den gesamten Song ziehende, für die Ewigkeit geschriebene und in Stahlbeton eingemeißelte Riff ist der richtige Einstieg in so ein Konzert. Die Publikumsresonanz ist enorm. Auch während der anderen Songs hört man den Jubel und die Schreie des Publikums immer wieder anschwellen, sobald die Band wieder einen ihrer Parts von der Leine lässt, die einen Konzertsaal einfach nur zum überkochen bringen und die Leute manchmal subtil, manchmal mit aller Gewalt ins Riff-Nirwana chauffieren. Solche Momente sind alles andere als eine Seltenheit auf dieser Platte. Wie erwartet eigentlich.
Ganz egal, ob RotoR große Spannungsbögen aufbauen und das Publikum leisen oder lauten Schrittes zum großen Höhepunkt hinführen (3 , Transporter), ihr Publikum sowie ihr Liedgut wie eine Lokomotive vor sich hertreiben (Hart am Wind, Karacho/Heizer) oder ganz und gar atmosphärisch zu Werke gehen (Die weisse Angst): Es gelingt und alles, wirklich alles sitzt. Jeder Break ist auf den Punkt gebracht, jeder Tempowechsel funktioniert hier. Von beidem gibt es im RotoR-Universum bekannterweise Unmengen. Daher: Chapeau!
Der Sound des Albums ist hervorragend, jedes einzelne Instrument Glockenklar herauszuhören.
Diese Kombination aus hartem aber definiertem Sound, einer ausgewogenen Setlist (einziger Kritikpunkt: Auf’s Maul? fehlt mit persönlich doch sehr), absoluter Spielfreude der Band und einem Publikum, was dies offensichtlich zu schätzen weiß, hat Festaal Kreuzberg mal mindestens in die Top-3 meiner Lieblings-Livealben klettern lassen.
Für Neueinsteiger wird ein guter Querschnitt der letzten beiden Alben 3 & 4 geboten und für Freunde und Fans dieser Band ist die Scheibe sowieso ein Muss.
Wo RotoR draufsteht ist auch RotoR drin.
Wo aber RotoR „Live“ draufsteht, wird einfach alles plattgewalzt. Im allerbesten Sinne.

1. Drehmoment (6:08)
2. Hart am Wind (3:24)
3. 3 (4:19)
4. An3r4 (Instrumental) (4:42)
5. Karacho/Heizer (3:11)
6. Transporter (6:11)
7. Klar Schiff (2:19)
8. Derwisch (4:58)
9. Die weisse Angst (10:04)

Laufzeit: 46 min

Anspieltipps: Drehmoment, 3, An3r4, Karacho/Heizer, Transporter

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