Archive for Mai, 2013

Desertfest Berlin 2013 – Day 3

Der letzte Tag und somit auch der letzte Desertfest-Bericht für 2013. Macht aber nix, denn obwohl keine Texte mehr kommen, werden noch ein paar weitere Livemitschnitte, Interviews und Festivalvideos in den nächsten Wochen folgen. Man darf also gespannt sein.

An dieser Stelle nochmal ein großes Lob an die Review-Schreiber, die Festivalveranstalter und alle anderen (auch ihr!), die das Wochenende zu einem großartigen gemacht haben.

THEATRE BIZARRE

Neben dem Eingang zum Astra hatte man am Freitag und Samstag die Möglichkeit bei Filmen und Dokumentationen die Beine hoch zu legen und sich vom „Festivalstress“ zur erholen. Die Filme, die einem geboten wurden – Last Hippie Standing, Beyond The Infinite und My Sleeping Karma – A Tour Video – dienten nicht nur zum Abschalten, sondern waren teils höchst interessant. Ich möchte an dieser Stelle keine Beschreibungen oder Wertung abgegeben, sondern nur an die drei erinnern:

Ersterer ist eine Dokumentation aus 2001, die nicht nur die Hippiebewegung der 60er Jahre nach Goa in Indien darstellt. Sehr lohnenswert. (-> Trailer)

Sandro Münteners Beyond The Infinite behandelt die europäische Undergoundszene. Neben Interviews mit bekannten Größen aus dem „Stonerbereich“ und Livemitschnitten wird beschrieben wie das gesamte Konstrukt entstanden ist und warum es gerade in den letzten Jahren so stark wächst. Sollte für wirklich jeden ein „must have seen“ sein. (-> Trailer)

My Sleeping Karma – A Tour Video: Auch den zuletzt genannte Film von Tim Bohnenstingl sollte man sich in gemütlicher und ruhiger Atmosphäre nochmal zu Gemüte führen. Ich konnte leider nur einen kurzen Ausschnitt am Samstag sehen, der aber sehr vielversprechend andeutete, was die Aschaffenburger für eine spaßige Truppe sind. (-> Trailer)

Samstag – 27. April 2013

1000 MODS

Die vier Griechen aus Chiliomodi eröffnen für uns den Samstag, mit im Gepäck ihre Songs aus dem ersten Album Super Van Vacation (-> Review) und der neuen EP. Druckvoll und mit ner Menge cooler Riffs wird auch dem letzten Zuschauer der Vortagskater ausgetrieben. Titel wie 7 Flies und El Rollito begeistern die Leute vor der kleinen Bühne, die für die Uhrzeit verhältnismäßig gut besucht ist. Ihre souveräne Show verdanken sie der vielen Tourerfahrungen, die sie bisher machen durften. Eine weitere aufstrebende Stonerrockband deren Zukunft wir mit Vorfreude abwarten dürfen.

– Kev –

ALUNAH

Eine der größten Überraschungen des Desertfests waren für mich Alunah aus dem sagenumwobenen Birmingham, der Heimatstadt des Heavy Metal. Mir waren sie vorher gänzlich unbekannt und nur die Tatsache das sonst grad nix los war, brachte mich dazu die drei Jungs und die charismatische Sängerin Soph Day zu bestaunen. Wuchtiger Stoner-Doom mit viel Gefühl und Energie, melodischem Gesang und ner Menge Groove lockten einige Besucher von draussen herein. Nickende Köpfe und viel Beifall bestätigten den guten Auftritt der umtriebigen Band. Auf jeden Fall ein Geheimtipp für anstehende Festivals.

– Kev –

FREE FALL

Aus den Überresten von The Soundtrack Of Our Lives und The International Noise Conspiracy formten sich 2009 in Stockholm Free Fall. Mit ihrem selbsternannten Freedom Rock folgen sie den Pfaden alter Rockgrößen wie The Who, AC/DC oder MC5. Treibende Gitarren, rockige Rhythmen und Bon Scott ähnliche Vocals formen das Grundgerüst der Band und nette Soloeinlagen lockern den geradlinigen Rock ab und an auf. Das diese Mischung auch live gut ankommen würde, war zwar in der Stonerszene etwas fraglich, funktionierte aber einwandfrei. Auch mich haben die Schweden überzeugt und ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit sie zu sehen.

– Kev –

GENTLEMAN’S PISTOLS

Mit neuem Bassisten im Gepäck, aber immer noch ernsthaft rockend haben die Gentleman’s Pistols das Foyer ordentlich in Bewegung gesetzt. Sie wissen einfach, wie man in bester 70’s Rock Manier dem Publikum feuer unter dem Arsch macht. Sie haben Spaß dabei und können den auch eins zu eins weitergeben. Nicht nur dass die Songs ohnehin schon echte Kracher sind, die gut nach vorne gehen, so können die Briten sie auch noch mit verdammt viel Spielfreude versetzten und in unsere Gehörgänge pusten.

– Fred –

Kommentar Ruth: Wenn man in Sünde lebt, wird man ja bekanntlich bestraft. Das muss nicht zwingend für jeden zutreffen, zumindest nicht für Gentlemans Pistols-Sänger James Atkinson, der darüber schwadroniert und nicht wirklich Reue zeigt. Und der bebende Rock n Roll seiner Band deutet ebenfalls in eine komplett andere Richtung. Gut für sie, gut für uns. Ein Hauch Blues schleift die sperrigen Ecken noch etwas ab, der fette Bass birgt ein diabolisches Stoner-Lächeln.

FATSO JETSON

Fatso Jetson pflegen einen recht experimentellen Stil, haben sich viel beim Punkrock abgeguckt, stehen aber auch dem Jazz nicht abgeneigt gegenüber und so kann die Truppe um Mario Lalli den gefüllten Saal gut unterhalten. Er selbst ist noch genauso heiß, wie damals und hat die Begeisterung an seinen Sohn Dino abgegeben, der neben ihm eine gut Figur abgibt und den Vater an der Gitarre unterstützt. Die Stimmung ist gut, jedoch beschleicht mich der Verdacht, die Mehrheit ist eher wegen Yawning Man hier…

– Fred –

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YAWNING MAN

Yawning Man betreten die Bühne bzw. ein Teil der Band, denn Mr. Lalli wechselt lediglich von der Gitarre zum Bass und dreht den Mikrofonständer zur Seite. Gesang gibt es bei den Wüstensöhnen bekanntlich keinen und den brauchen sie auch nicht, denn sie schaffen es ganz unverkrampft schöne Soundlandschaften zu produzieren, die zum Durchstreifen einladen. Herrlich unaufgeregt und in tranceartigem Zustand gehen die drei Herren ihrem Handwerk nach. Es wäre noch mehr Platz für Lob, wenn der Sound nicht so unglaublich schrecklich gewesen wäre. Die Gitarre war sehr dünn und viel zu leise, während der Bass alles andere überdröhnte. Irgendwie bekam der Tonmann das Problem nach der Hälfte der Show etwas in den Griff – wobei das wäre zuviel gesagt, er konnte es eher eindämmen – ich empfand es dennoch als störend und hoffe sie noch einmal mit besserem Sound live sehen zu können.

– Fred –

MY SLEEPING KARMA

Eine randvolle Foyerrstage, die von der Band bescheidenerweise der Hauptbühne vorgezogen wurde, deutet schon an das mit My Sleeping Karma ein kleiner Headliner an der Reihe ist. Ich ging schon mit ziemlicher Vorfreude an die Sache heran, aber was Matte, Seppi, Norman und Steffen dieses mal ablieferten, grenzt schon fast an Perfektion. Ihr psychedelischer Groove zieht einen sofort in den Bann, vorm geistigen Auge entstehen farbenfrohe Bilder die von Matte’s Basslinien immer wieder neu geformt werden (btw: ich war nüchtern). Das Zusammenspiel der Jungs ist unglaublich, alles passt genau zusammen. Die Songs an sich kennt man ja, aber live ist die Wirkung potentiell höher.Viele Zuhörer haben die Augen geschlossen, jeder ist in seiner eigenen kleinen Welt und auch ich lass mich einfach fallen. Nachdem alles viel zu schnell vorbei ist und man aus der MSK-Trance erwacht, kann man noch einen crowdsurfenden Seppi bestaunen. Ein Zeichen dafür, dass es nicht nur den Leuten vor der Bühne, sondern auch den vieren auf der Stage einen Haufen Spaß gemacht hat. Nächstes Jahr bitte als Headliner, von mir aus an allen drei Tagen!

– Kev –

Kommentar Nik: Der beste Auftritt am Samstag! Die Aschaffenburger bereiteten nicht nur dem Publikum, sondern auch sich selbst eine riesengroße Freude.

KADAVAR

http://www.stonerrock.eu/wp-content/uploads/2013/05/Kadavar_Desertfest_2013.jpgAm Mammutbar-Mittwoch wurde im Team schon gemunkelt, dass Mammut aus der Mammutbar wohl nicht mehr als Bassist von Kadavar fungiert. Während ihres Auftritts am Samstagabend wurde er durch … von Aqua Nebula Oscillator vertreten, der mittlerweile wohl vollständig als Bassist agiert. Nicht nur der Umstand, dass der Österreicher fehlte, machte den Auftritt nicht zu dem was ich von Kadavar seit ihrer langen Herbsttour im vergangenen Jahr gewöhnt war, sondern auch das Auftreten und der Sound allgemein. Mir fehlten vor allem Spielfreude – das ganze Programm wirkte einfach nur runtergespielt – und dieser gewohnt warme Sound, getragen durch jenen Mammut am Viersaiter. Die Songs vom neuen Album klingen bei nicht so gut, wie beispielsweise Black Sun oder Goddes Of Dawn vom selbstbetitelten Debüt. Alles in allem sollte der Auftritt für jene Besucher, die Kadavar bisher noch nie Live gesehen haben, ein schönes Erlebnis gewesen sein, für die übrigen trifft das wohl eher weniger zu.

– Nik –

Kommentar Fred: Die Shooting Stars der Szene waren, auch nach krankheitsbedingtem Ausfall von Witchcraft, die heimlichen Headliner des Abends. Mit einem Einstieg auf Platz 42 der deutschen Albumcharts mit ihrem zweiten Album haben sie auch über die Szenegrenzen hinaus hohe Wellen geschlagen und sollten jetzt unter Beweis stellen, ob sie dem Hype gerecht werden. Sie werden es.

Kommentar Kev: Auch mit neuem Bassisten liefern Kadavar eine souveräne Show ab. Die neuen Songs kommen gut an, die alten erst recht. Fraglich nur, warum Mammut nicht mehr mit von der Partie ist.

TROUBLED HORSE

Für die kürzlich vom Desertfest Line-Up dahingeschiedenen Witchcraft sprangen die ebenfalls aus Schweden kommenden Troubled Horse ein. Und keiner vergießt auch nur eine Träne, denn einen charismatischeren und hochwertigeren Ersatz konnte man nicht finden. Freundlicherweise begleitet jedoch Simon Solomon – seines Zeichens Gitarrist von Witchcraft – die Band bei ihrer bevorstehenden Tour. Der Sound passt perfekt zu jenen der Substituierten: hardrock-lastiger Psychrock, der direkt aus der dreckigsten Garage gefischt und auf die Bühne katapultiert wurde. Das Augenmerk liegt definitiv am sympathietragenden Sänger Martin Heppich, der hin und wieder gern eine Strangulierung mit dem eigenen Mikrofonkabel andeutet, es dann aber zum Glück immer sein lässt. Diese Leidenschaft dürfte aber scheinbar keine Auswirkungen auf Artikulation und Sangeskunst haben, denn Heppich sprudeln die gesungenen und gesprochenen Worte regelrecht heraus. Auf alle Fälle ein aus dem „Unglück“ entsprungenes Highlight!

– Ruth –

ORCHID

Tja, da ist er nun, der Headliner am letzten Abend dieser Festivität. Anders als ursprünglich geplant, aber Orchid machen einen guten Job. In den letzten Jahren konnten sie sich schon in Gefilden des 70’s Heavy Metals und klassischen Doom Rocks einen ehrenhaften Namen schneidern und selbst am letztjährigen Roadburn staunte ich über die 4er-Kombo aus San Francisco nicht schlecht. Orchid sind fast schon ein zu Fleisch und Blut gewordener Abdruck der jungen Black Sabbath – sogar Köperhaltung und Gesangsstruktur von Sänger Theo Mindell gleichen einem damals von Leben und Drogen noch nicht gezeichneten Ozzy Osbourne. Mit Eyes Behind The Wall startet der Hexenkessel einer Band, die fest an ihrer Inspiration und ihr Dogma der 70er Jahre festhält. Das mag für den ein oder anderen auf Dauer vielleicht zu viel des Guten sein oder gar zu eintönig werden, aber an Authentizität scheitert es zumindest nicht. Und die Texte von Capricorn oder Black Funeral werden jetzt schon lauthals mitgesungen – wenn das kein gutes Zeichen ist.

– Ruth –

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Stoned From The Underground 2013 (GER – July)

Stoned From The Underground 2013

One of the oldest European Stoner Festivals around. With over 10 years of history and having had almost every important band on stage this is the festival for a large part of the community. The camping area is just a few meters located from a bathing lake. Don’t swim drunk!


  Date   11th – 13th July
  Location   Erfurt, Stotternheim (Germany)
  Genre   Stoner, Doom, Psychedelic
  Visitors   Over 2500
  Tickets   65 € Festival Pass
  Website   Stoned From The Underground Website
  Community   Festival discussion
Bands
  • Acid King (USA)
  • Atomic Bitchwax, The (USA)
  • Been Obscene (AT)
  • Black Bombaim (PT)
  • Deville (SWE)
  • Earthless (USA)
  • Five Hore Johnson (USA)
  • Gates of Slumber (USA)
  • Hercules Propaganda (GER)
  • Horisont (SWE)
  • Hyne (GER)
  • Isoptera (GER)
  • Lord Vicar (FIN)
  • Lowrider (SWE)
  • Mirror Queen (USA)
  • Mustasch (SWE)
  • Operators (GER)
  • Pelican (USA)
  • Porthead (GER)
  • Sardonis (BEL)
  • Trecker (GER)
  • Troubled Horse (SWE)
  • Truckfighters (SWE)


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Desertfest Berlin 2013 – Day 2

Die Tatsache, dass Witchraft abgesagt haben, hatte sich spätestens am zweiten Tag überall herum gesprochen. Erstaunlich dabei, dass sich darüber kaum einer groß zu ärgern schien. Es gilt ja schließlich auch noch einen Haufen anderer großartiger Bands zu bestaunen.

Vorallem am Tag zwei. Dem Tag der Wiederauferstandenen. Unida – Wüstenlegenden – nach langer Bühnenabstinenz wieder zurück, Dozer für viele ein feuchter Traum, endlich wieder da und Lowrider, nach unglaublichen zehn Jahren, für ein paar Tage wieder zusammen gekommen. Vor allem letztere konnten mich live umhauen. Ein klassisches Stoner-Brett, aber extrem heavy umgesetzt. Man munkelt, der Auftritt soll den Schweden so viel Spaß gemacht haben, dass Lowrider in Zukunft vielleicht doch nochmal auf der Bühne zu sehen sein werden. Abwarten.

Hier erstmal der zweite tolle Teil des Reviews unseres Redakteur-Team!

– Tim –

Venue

Aussteigen an der Warschauer Straße, Treppe runter, rein ins Astra – und „fett“. Der Bereich um den Eingang und die Foyerstage war mit weißen Planen behangen. Den Namen des verantwortlichen Künstlers hab ich vergessen, aber das ganze gab gerade dem vorderen Bereich das gewisse Extra. Auch an der frischen Luft gabs verglichen mit dem letzten Jahr ein paar Veränderungen. So waren die Buden zur Nahrungsaufnahme besser verteilt, so dass man direkt am Eingang genug Sitzmöglichkeiten hatte und sich der Großteil der Meute bei Pausen nicht im Außenbereich neben der Foyerstage tummeln musste. Die Bierpreise waren für eingefleischte Festivalbesucher, die ausschließlich auf dem Gelände kippen, normal.

Soweit so gut. Suboptimal ist der Zugang zur Mainstage. Will man die nach einem Auftritt verlassen, muss man sich immer den Weg durch die feiernde Meute vor der Foyerstage bannen. Nervt auf Dauer! Aber lässt sich auf Grund der Gegebenheiten wohl nicht abändern:

Quelle: SOL/denny

Insgesamt ein solider Veranstaltungsort. Gefühlt war das Ding  an allen drei Tagen ausreichend. Die Massen hätte man auf keinen Fall im für Konzerte besser geeigneten Festsaal Kreuzberg unterbekommen, wo im letzten Jahr der Desertfest-Donnerstag stattgefundenen hat.

– Nik –

Freitag – 26. April 2013

LECHEROUS GAZE

Der Kater ist noch schlimmer wie am Vortag. Und mit Lecherous Gaze kommt jener Rock’n’Roll zum Vorschein, der sich mindestens genauso schmutzig herumwälzt wie der brandige Filz im Mund. Witch-Gitarrist Graham Clise – ein Virtuose seiner Zeit – und seine kalifornischen Mitlüstler graben mit ihrem witzig/makaberen Mix aus Punk n Roll, Hard Rock und Hardcore ein Zeitkontinuum in die frühen 80er und schlagen zeitgleich Haken zurück in die 70er und 60er Jahre, als Rockmusik noch unverbraucht, wild und ungestüm war. Mit ihrem von ADHS geküssten Sänger Zaryan Zaidi rockt und rollt sich die Band im Stile von Black Flag und Ramones über die Foyer-Bühne. Da kommt am Schluss Chuck Berry’s Johnny Be Good aber auch nicht ungelegen.

– Ruth –

WITCH MOUNTAIN

Mein persönliches Highlight. Das Quartett aus Portland/Oregon trifft zunächst auf eine eher spärlich frequentierte Main Hall, bevor ihr schwerer Doom Metal-Regen losbricht und von Uta Potkins großartiger Stimme niedergewälzt wird. Wie eine Amazone, pendelnd zwischen Kopf- und Bauchstimme, erzählt sie im Opener von Lanky Rae – dem von Dämonen-besessenen Mädchen aus der Unterwelt. Potkin, die mit ihrer Gestik selbst leicht einer Hexenanbeterin ähnelt, scheint über eine hypnotisierende Anziehung zu verfügen – wohlverdient füllt sich die Halle endlich. Mal growlend, soulig-anmutig oder einfach nur stimmgewaltig liebkost sie den schleppenden Doom ihrer drei Kollegen, die Bühne ist passend in einfache rot-schwarz-Töne getaucht. „I hope that I can find shelter before fever ferries me to the far shore“ ,singt sie in Shelter. Den dürften Band und Publikum hier nun gefunden haben…

– Ruth –

ODDJOBMEN

Blythe kam mir vor dem Desertfest zu Ohren. „Klingt geil…“, dachte ich mir und hatte das Quartett daher auf dem Plan. Oddjobmen machen weniger den „klassischen Stonerrock“, sondern viel mehr einen durch rotorische Basslinien und Präzisionsarbeit am Schlagwerk getragen Groove’n’Roll. Dazu kommen Vocals, die eine kleine Prise Josh Homme um die Foyerstage verteilen. Nach der Livevorstellung darf man wahnsinnig gespannt sein auf ihre erste EP: Hook, Line & Sinker

– Nik –

BLUES PILLS

Bestehend aus zwei ehemaligen Mitgliedern von Radio Moscow, einem jungen französischen Gitarrist und der schwedischen Sängerin Elin Larsson entern die Blues Pills am frühen Abend des zweiten Festivaltages die Bühne und verzaubern alle Anwesenden. Ihr Stil gleicht durchaus dem der oben genannten Bluesrocker, allerdings verleiht die zauberhafte Sängerin der Truppe an der Stelle Soul, wo bei Radio Moscow die groovigen Tempowechsel und die fuzzigen Soli stehen. Soli gibt es bei den Blues Pills auch – und was für welche, aber alles der Reihe nach. Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll, deshalb nutzte ich ein Zitat einer meiner Freunde, der sich nach den ersten Songs zu mir umdrehte und mich anstrahlte: „Das ist die beste Band, die ich jemals live gesehen habe!“ „Die Beste?“, fragte ich ungläubig. „Sie gehören zu den Top 5!“ , grinste er und rannte durch die Menge vor zur Bühne. Ich werde mir weitere detaillierte Ausführungen sparen und rate zum Kauf, der EP und des hoffentlich bald folgenden Albums, sowie zum Besuch eines Konzertes der Band. Nur so viel: Energetisch, mitreißend und Retrocharme sind geeignete Beschreibungen. Und Dorian Sorriaux ist ein echter Teufelskerl an der Gitarre.
Es war großartig!

– Fred –

Kommentar Nik: Die Blues Pills füllten den Freitag im wahrsten Sinne des Wortes mit Blues. Die Mischung aus ruhigen, leisen Tönen und der unglaublich dominant und gleichzeitig weich klingende Stimme machten den Auftritt nach den ersten beiden Liedern zu etwas ganz besonderem. Devil Man ist da nur ein Beispiel:

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HOUSE OF BROKEN PROMISES

Nun aber wird das nächste Stoner-Schwein ausgepackt. Gitarrist Arthur Seay wird später auch noch mit Unida ein großes Comeback zelebrieren, jetzt wird hier mal am kleinen Örtchen gefeiert und gewütet. Viel hab ich im Grunde nicht zu sagen, außer, dass dieser Sound mächtig Spaß macht. Denn er ist ungeniert simpel, hart, der Bass ist verboten tief eingestellt und die Vocals sind eingängig und für Stoner Metal genau das richtige: röhrend, kratzig und vor allem eine Hommage an John Garcia himself. Über Small Stone Records gibt’s seit 2010 ihr Debüt Using the Useless – dig it!

– Ruth –

LOWRIDER

Ein ganz besonderes Erlebnis erwartete uns bei Lowrider. Die Schweden, die einst mit dem „Most Convincing Kyuss Clones Award“ ausgezeichnet wurden, rauften sich für die beiden Desertfestshows in Berlin und London nochmal zusammen, nur um danach sofort wieder aufzuhören. Etwas seltsam, aber auf jeden Fall lohnenswert dem Spektakel beizuwohnen. Zugegeben, ab und an erinnert ihr fuzziger Stonersound an die Urväter aus der Wüste, aber was solls solangs reinhaut…und das tuts gewaltig. Fette Riffwände umschmeicheln die Ohren während der wabernde Bass und die saftigen Drums den Groove dazu liefern. Die Songs aus ihrem einzigen Album Ode To Lo und der Split mit Nebula sind ja ziemlich bekannt und werden dementsprechend gefeiert. Es war auf jeden Fall ein tolles Gefühl ein Teil dieser kurzen Legenden-Auferstehung zu sein. Ich verweise jetzt mal nicht auf ein kommendes Album.

– Kev –

NAAM

Die Jungs von Naam stellen ein mächtiges und massives Heavy Psych Gebilde nach dem Anderen in den Raum, formen und bearbeiten es, bis es über dem Zuschauer zusammenfällt und eine extatische Welle aus Riffs und Orgelsounds über uns hereinbricht. In Tracks die bisweilen die Viertelstundenmarke spielend überschreiten bauen sie langsam, repetitiv, mit Kollagen aus kratzendem, brummelndem Sound ein Stonerriff auf und lassen den Gesang darüber schweben. Mal, durch Hall, kilometerweit entfernt, dann wieder direkt vor einem, materialisieren sich die Songs, vermischen sich mit der Realtität und nehmen uns mit auf eine Reise durch den eigenen Geist. Naam haben ihren Sound durch einige Eigenheiten erweitert und heben sich somit von anderen Vertretern des Genres ab. Leider wurde auf das Nirvana Cover verzichtet, was größtenteils an der GEMA lag, was man so hört.

– Fred –

Kommentar Kev: Die Jungs aus New York sind in Europa ziemlich präsent. Und das zurecht, denn ihre moderne Version des guten alten Space-Rock kommt gut an. Zwischen psychedelischen, melodischen und gut nach vorn gehenden Momenten bleibt die Eingängikeit der Songs nie auf der Strecke. Naam werden mit Sicherheit noch ihren Weg gehen.

DOZER

Dozer sind wieder da! Wenn auch wahrscheinlich nur zum Desertfest, ähnlich wie Lowrider, aber immerhin. Gitarrist Tommi hat mir schon am Vorabend gesteckt, dass er sich auf den Gig freut wie nen Schnitzel, das war ihm auch später auf der Bühne anzumerken. Die Band an sich war sehr aktiv auf der Bühne und zelebrierte ihre alten Songs mit viel Spielfreude. Doch über den ganzen Hits thronte an diesem Abend eine atemberaubende Version von Big Sky Theory… was für ein Brett!!! Einer der ganz großen Momente dieses Desertfests und ein unvergessliches Erlebnis!

– Kev –

Kommentar Fred: Trotz großer Spielfreude und einem soliden Set konnten sie mich irgendwie nicht ganz vom Hocker hauen. Schade eigentlich!

 

COUGH

Ich lasse hier mal meine Kamera beiseite und genieße, wie mein Sludge-Herz lacht. Selbstzerstörung und Affinität zur Misanthropie hatten immer schon etwas Reizvolles in der Musik, vor allem wenn man es sowohl in der Lyrik als auch in der Instrumentalisierung zu hören und fühlen bekommt. Cough aus Virginia vermitteln genau diese Emotion und bilden inmitten mancher vergleichsweise leichtfüßiger Bands einen verstörenden und elegischen Platzhalter.

– Ruth –

Kommentar Kev: Electric Wizard in Zeitlupe…ultratief, tonnenschwer und verdammt böse. Zieht jedem Hippie die Dauerwelle straff!

Kommentar Nik: Live ne ganz andere Hausnummer als auf Platte. Hat wahnsinnig gedrückt, obwohl ich Cough nicht eingeplant hatte!

UNIDA

Es ist mal wieder Zeit für Herrn Garcia. Nach stressigen Zeiten mit dem ganzen Kyuss Lives/Vista Chino Hick-Hack hat er Unida wieder aufleben lassen. Nachdem er sich ein paar Minuten hat ausfeiern lassen betritt er umjubelt die Bühne. Die alten Klassiker werden ausgepackt und kommen auch gut an, aber irgendwie wirken alle etwas lustlos und ausgepowert. Gitarrist Arthur Seay und Drummer Mike Cancino haben ja auch bei dem Gig mit House Of Broken Promises schon einiges an Energie gelassen. Trotzdem springt der Funke bei mir trotz soliden Darbietungen der Songs nicht ganz über. Aber man hat ja hoffentlich noch ein paar Chancen die Desertrocker bewundern zu dürfen.

– Kev –

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Zum Unida Interview mit Arthur.

BELZEBONG

Es ist knapp 2:00 früh und die Kräfte treiben davon. Es war ein langer und nicht unanstrengender Tag voller Eindrücke, Erlebnisse und Klänge. Das Foyer ist nach wie vor erdrückend voll, der draußen herrschende Regen hatte selbst die Dauerchiller Stunden zuvor in die warmen und trockenen Räume des Astras gejagt. Das Bühnenlicht ist auf ein unheimliches Grün getrimmt und die vier polnischen Reiter der Apokalypse – jene nennen sich ironischerweise Belzebong – stimmen ihre Instrumente bereits tiefer und legen sofort los. Endzeitstimmung, Boshaftigkeit und doch ein großer Schuss Groove bestimmen den Sound dieser menschlichen Bartlandschaft – rauchender Stoner Doom wie man ihn von Sleep oder stellenweise von Suma kennt. Teufel hin oder her – das Foyer verwandelt sich in eine menschliche Riesenbong, die dem treibenden Schwall von Bass- und Gitarrenklängen und puritanischem Schlagzeug hypnotisch folgt. Spätestens jetzt sollte jede Gehirnzelle in Matsch umgewandelt worden sein.

– Ruth –

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