Archive for November, 2013

Samsara Blues Experiment – Waiting for the Flood

 Samsara Blues Experiment - Waiting for the Flood

Watch them flush it all away

Waiting for the Flood

Samsara Blues Experiment

Gerade mal ein halbes Jahr nach Erscheinung von Live at Rockpalast legt das Berliner Quartett Samsara Blues Experiment seinen neuen Longplayer Waiting for the Flood auf den Präsentierteller.

Vieles bleibt unverändert, doch viele Einzelheiten haben sich umso mehr manifestiert.
Die Tracklist ist kürzer geworden und vor allem im Vergleich zum letzten Auswurf Revelation and Mystery liegt der Fokus nicht mehr auf stimmungs- und stilunterschiedliche Aneinanderreihungen, sondern auf ausgedehnte und durchdachte Reisen in das weite Universum des Unterbewusstseins und der Selbstfindung.

Unter 10 Minuten geht hier mal gar nix: man muss sich die Quintessenz der einzelnen Tracks mal Stück für Stück, Arrangement für Arrangement zusammensuchen, so auch beim Entrée Shringara. Der Kaninchenbau ist tiefer denn je, schon das Kriechen durch die erdigen Röhren ist herausfordernd… noch ehe man ins Ziel hineingepurzelt ist, jagen einem Stilmixe aus Hard Rock, Psychedelic und Space Rock wie aufgewühlte Waldbewohner hinterher.
Die Sitar hat ihren Fixplatz im Samsara-Wohnzimmer gefunden und die Band zieht ihren Stil, den sie seit der Gründung für sich entdeckt hatte, konsequent durch.

Schlagzeuger Thomas peitscht im Galopp voraus. Als treibende Kraft und ehrfurchtsvoller Reiter kitzelt er mit seinen Mitmusikern die pure Schönheit aus jedem Stück, abwechselnd kantig, wollüstig und verspielt, wo zuvor noch Zerstörung und Matsch geherrscht hatte. Der Titeltrack haucht gar schon Romantik in die wilde, ungebändigte Blues Rock-Natur, zarte Keyboardklänge umarmen Gitarre und Bass und formen sie zunächst zum ruhigsten Song auf der Platte ehe hoppelnde Wah-Wahs gegen Ende dem Ganzen einen leichten Fuzz-Akzent verleihen.

Don‘t belong setzt in etwa auf die gleiche Charakteristik wie Waiting for the Flood, nur der Bass ist deutlich markanter und ein überraschender Funk-Ausreißer führt den Song in eine neue Richtung. Das in den Lyriks thematisierte Gefühlschaos spiegelt sich in der Instrumentalisierung wider und umgekehrt und birgt Uppers, Downers, Cuts und Breaks… der Roadtrip zwischen Himmel und Hölle ist perfekt.

Brahmin’s Lament setzt da noch einen drauf – das Hindu-Volk klagt und Sänger Christian fungiert als Sprachrohr für ihre geplagten Seelen – bevor, nachdem und während er sie durch das gitarrengetränkte Treppenhaus jagt. Hymnisch, feierlich und dem Brahma unterwürfig beißt sich der Orientteppich stampfend, schwer und wütend bis in die 11. Minute durch und rollt schließlich stetig und farbenprächtig aus.

Ausgetrocknete Dörrlandschaft, die sich nach Erfrischung sehnt: dieser Durst nach Abwechslung und Veränderung wird vom Cover veranschaulicht und von der Musik schlussendlich prozessiert. Mit einfachsten Stilmitteln konnten Samsara Blues Experiment immer schon gut umgehen, ohne einen faden Einheitsbrei immer wieder aufzuwärmen. Nach Long Distance Trip und Revelation and Mystery ist die Samsara-Triade nun komplettiert und wird sowohl alten als auch neuen Hörerschaften den besten Trip bieten.

1. Shringara
2. Waiting for the Flood
3. Don’t Belong
4. Brahmin’s Lament

Laufzeit: 48 min

Anspieltipps: Don’t Belong, Brahmin’s Lament
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Operators – Contact High

Operators - Contact High

It was a fabulous way to making things right

Contact High

Operators

Die Operators sind wieder da. Contact High heißt die Zweite Etappe auf dem Weg der Berliner Jungs.

Erinnert man sich kurz zurück, dann war das erste Album ein Freigeist, welcher seines Gleichen sucht. Jugendlich, frech, unbeschwert. Und nun? Alles über den Haufen geworfen? Nicht ganz. Vorweg: Die Unbeschwertheit ist geblieben. Die Berliner machen weiterhin Spaß. Und doch hat sich so einiges geändert.

War das erste Album noch eher unter Classicrock mit Stonereinflüssen einzuordnen, so bekommt man nun ein Stoneralbum mit Classiceinflüssen. Ist das nun besser? Oh ja!
Contact High klingt durchaus ernstzunehmender, überzeugender, durchdachter. Tiefe Rhytmen in Kombination mit der altehrwürdigen Orgel erzeugen einen Sound, der sich absolut gewaschen hat! Teilweise versinkt man sogar in Orange Goblin Rhytmen, wie bei Kiss Of The Ath, ohne dabei seinen eigenen Stil zu vernachlässigen.

Apropos Stil. Die Operators schaffen es, ihren völlig eigenen Stil zu etablieren. Es gibt keine Band auf dieser Welt, welche auch nur im Ansatz ähnlich klingt. Ein nicht unwichtiger Punkt, stößt man doch immer häufiger auf Bands, welche als Abklatsch gelten oder nicht die nötige Abwechslung bieten.

Achja. Lieder gibt es natürlich auch und davon übertrifft eins das andere. Terra Ohm, wohl die zukünftige Hymne für jeden Bandbus („I never stop, maybe for gasoline“), Bring On Ohe Spice und Kiss Of The Ath, die einfach nur Buttkicker sind oder das wunderschöne sechseinhalb Minuten Stück Arrows welches so ziemlich alle guten Seiten dieser Band in einem Lied vereint. Da ist der Titeltrack Contact High fast schon der Schwachpunkt des Albums.

Der „Wandel“ eine Stufe tiefer zu gehen war also ein guter Schritt. Die Berliner klingen erwachsener und haben nun ihren eigenen Stil gefunden und man darf gespannt sein, was die Jungs in Zukunft noch so abliefern. Hut ab!

1. Terra Ohm (4:06)
2. Bring On The Spice (4:45)
3. Tangerine (3:54)
4. Kiss Of The Ath (5:01)
5. If I Burn (5:08)
6. Arrows (6:29)
7. Contact High (4:00)
8. Trip Van Winkle (5:49)

Laufzeit: 40 min

Anspieltipps: Arrows, Tangerine, Terra Ohm, If I Burn
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Keep It Low Festival 2013 – München

Keep It Low 2013

Bericht & Fotos: Kev und Ruth, Zusammengefügt und bearbeitet: Tim

KeepItLow_Timetable_2013Heute führt uns die Reise nach München in das schöne Ambiente des Feierwerks an der Hansastraße. Viele kennen die Location bestimmt durch die Up In Smoke Touren und einige tolle Konzerte. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von elektrohasch wird mit dem Keep It Low ein 1-Tages-Festival gefeiert. Mit dabei sind illustre Gäste wie Colour Haze, Truckfighters, Ufomammut, Grandloom und viele weitere.

Aufgeteilt auf 3 Locations, namlich der Kranhalle, dem Hansa 39 und dem Orangehouse gibt es immer was zu sehen und dank der vielen Bands kommt auch keine Langeweile auf. Die Wege sind kurz und irgendwo spielt immer was. Ständig laufen einem bekannte Gesichter über den Weg, manche hat man schon Jahre nicht gesehen, manche sieht man immer wieder. Es fühlt sich an wie ein großes Familientreffen, das herrlich sonnige Herbstwetter spielt auch mit und man blickt in lauter fröhliche Gesichter. Eine herrliche Stimmung schon bevor alles losgeht…spitze!

– Kev –

Wie artig diese hiesige Stoner-Szene doch gewachsen ist… vor wenigen Jahren zählte man sich noch zu jenen Freaks, die diesen unbändigen Sound inhalierten und im Bekanntenkreis auf Unverständnis und schüttelnde Köpfe stießen.
Doch im heutigen Wüstenkreis gründete man schon seine Art eigene Familie, deren Treffen einem Schauspiel aus Langhaar- und Bartpracht, Bandmerchandise- Fanatismus und vor allem Seelenverwandtheit gleicht.
So auch am Keep It Low in München, als an jenem Samstag im Oktober die Bassvibrationen am Feierwerk-Gelände schon von weitem spürbar waren und einem bekannte Gesichter lachend entgegenkamen.

15 Bands auf 3 Bühnen und auf nur 1 Nachmittag verteilt scheinen dem Namen des Events zwar nicht ganz zu entsprechen, doch kann man es sich persönlich auch immerhin so gestalten wie man es für richtig hält. Und da auch die Bands zur Stoner-Familie gehören, versprüht das Fest eine fast schon ungezwungene Leichtigkeit und Stressfreiheit. Somit geht man das ganze mal etwas ruhiger und gelassener an und genießt sowohl die musikalischen als auch die zwischenmenschlichen Momente.

– Ruth –

Parasol Caravan (AUT)

KeepItLow_ParasolCaravanDa die vier Linzer die erste Band sind und ich vor drei Jahren schonmal positiv von ihnen überrascht worden bin, gehts zuerst mal ins Orangehouse (natürlich vorher am Bierstand vorbei). Mit neuem Matrial, aber immer noch dem gleichen tollen Sound wussten die Jungs von Anfang an zu begeistern. Vorallem von der kräftigen Stimme bekomm ich Gänsehaut. Und wieder einmal muss ich zum Vergleich Black Stone Cherry, BLS und ähnliche Südstaaten-Rocker heranziehen, aber Parasol Caravan würzen diese Sounds mit ihrer eigenen Stoner-Prise. Und sie machen das so schön abgerundet, dass sie ein volles Orangehouse in die nötige Stimmung für den restlichen Tag bringen!

– Kev –

Orcus Chylde (GER)

KeepItLow_Orcus_ChyldeDie Kranhalle beginnt zu beben… die Lokalität ist zwar ästhetisch nicht gerade die prächtigste und auch die Lichtverhältnisse sprechen eher gruftige Gemüter an, doch erfüllt sie in Sachen Kompaktheit ihren Zweck.
Die Aschaffenburger von Orcus Chylde legen mit ihrem Prog-Psychedelic bewachsenen Heavy Blues Rock unverblümt los, die Publikumsdichte wächst rasch heran. Das Quintett konnte mich musikalisch schon vor 1 Jahr als Vorband von Noctum überzeugen, auch wenn der Gesang zwar gefühlvoll ist, jedoch nicht immer gerade sitzt und für meinen persönlichen Geschmack oft zu dick aufgetragen wirkt. Die Attitüde des Abends ist jedoch eindeutig festgelegt: Momenthingabe ab der ersten Sekunde, die Sau rauslassen und der Partystimmung freien Lauf ermöglichen.

– Ruth –

Mother Engine (GER)

KeepItLow_Mother_EngineDie Plauener Senkrechtstarter stehen als nächstes auf dem Programm, durch einige gute Gigs im Laufe des Jahres und Auftritte beim L*abore Festival und dem gefeierten Zeltplatzgig beim Stoned From The Underground haben sie sich mittlerweile einen Namen in der Szene gemacht, nicht umsonst beehren sie uns hier und Ende November noch auf dem Blue Moon Festival. Die drei Jungs geben von Anfang an Vollgas, stürmische Wechsel zwischen ruhig, psychedelischen und voll geradeaus-rockenden Passagen machen den Reiz an ihren Songs aus. Man weiß nie genau was als nächstes kommt, im einen Moment wird noch lässig gejammt, im anderen haut Drummer Corny das halbe Schlagzeug zu Klump. Melodisch, rockig, überraschend und verdammt adrenalingeladen war diese intensive Dreiviertelstunde.

– Kev –

Man glaubt in dieser Szene kaum mehr auf Überraschungen zu stoßen, doch diese jungen Teufel haben scheinbar echt noch einiges zu sagen. Dank diverser Medienpropaganda in den vergangenen Monaten drang die Bekanntheit des sächsischen Ungetüms bis über die Bundesgrenzen hinaus und pulvert hier am Keep It Low genau das ab, was Freunde, Kritiker und Musikgenossen einstimmig zufriedenstellt: überragende Spielwut, Charisma und der Wille sich stilistisch keine Grenzen zu setzen – umrandet von instrumentalen Langstreckenläufen, energischen Breaks und einem Druck, den das Trio gemeinsam auf- und wieder abbaut und dadurch für Spannung sorgt, die man so schnell nicht mehr vergisst.

– Ruth –

The Machine (NL)

KeepItLow_The_MachineFür viele werden die Drei schon als Selbstverständlichkeit auf Stoner-Konzerten angesehen, ihre Live-Qualitäten lassen deswegen aber keineswegs nach. Wie schon bei Colour Haze hat man bei The Machine das Gefühl, dass sie mit den Jahren immer mehr reifen und wachsen, probierfreudiger werden und genreübergreifender agieren. Ihre Musik geht weit über den Stoner-Rock hinaus, die Jams werden ausgetüftelter und die geschlagenen Haken in Sachen Rhythmik raffinierter. Anno 2009 noch schier unbekannt, hat die Band 2013 vor einem respektablen und ehrfürchtigen Publikum ihren Platz auf den obersten Rängen des Undergroundkosmos erreicht.

– Ruth –

My Sleeping Karma (GER)

KeepItLow_MySleepingKarmaDie sympathischen und umtriebigen psychedelic-stoner My Sleeping Karma sind wieder mal ein Garant für einen vollen Zuschauerbereich. Mit einer guten Mischung aus Songs der bisherigen Alben begeistern sie von der ersten Minute an. Auch der provisorische Aushilfs-Keyboarder David von The Machine fügt sich sofort nahtlos mit ein. Ein paar technische Probleme bei Seppi’s Gitarre umspielten sie souverän und man merkte ihnen trotz der vielen Gigs dieses Jahr ihre Spielfreude förmlich an. Eine Band, bei der man live nichts falschmachen kann, wenn man gute Musik ehrlich rübergebracht haben möchte!

– Kev –

Ufomammut (ITA)

KeepItLow_UfomammutEs wird Zeit, sich von der italienischen Dampfwalze namens Ufomammut das Gehirn reseten zu lassen. Mittels bedrückendendem Intro lassen sie gleich wissen, das jetzt nichts für Warmduscher kommt. Ein ultrahartes, psychedelisches Doombrett drückt die ersten Reihen erstmal ein gutes Stück nach hinten. Ein ganz anderes Erlebnis für mich, als damals auf dem Desertfest, wo ich sie von fast ganz hinten gesehen habe. Die Jungs erzeugen unheimlich Druck und eine finstere Atmosphäre, wie sie ihres gleichen sucht. Ufomammut sollte man nicht nur nebenbei, sondern ganz intensiv erleben!

– Kev –

In einer friedliebenden und idyllischen Hippie-Atmosphäre, macht sich ein alles niederwalzender Panzer, der Blut und Gedärme auf die Menge spuckt, genau richtig. Ufomammut sind am heutigen Abend genau dieser Alleszerstörer, der mit bös grinsender Fratze seine verfaulten Zähne mit Stolz präsentiert. Natürlich nur rein musikalisch. Stigma ist seit dem neustens Live-Set nicht mehr der Opener, sondern hat seinen Platz in Satans Mitte gefunden wo er das Publikum noch mehr schmoren lässt bis am Schluss nur mehr ein stinkender, verbrannter Klumpen übrigbleibt.
Diabolik hat sich schon lange nicht mehr so richtig angefühlt.

– Ruth –

Colour Haze (GER)

KeepItLow_ColourHazeNach Ufomammut wollte ich mir das Ende von Colour Haze und von „Geburtstagskind“ Stefan Koglek natürlich nicht entgehen lassen. Obwohl sie am frühen Abend schon den Slot der leider unpässlichen RotoR übernommen haben, wirken die drei immer noch fit und auch das Gastspiel von Been Obscene Drummer Robert Schoosleitner an den Percussions war großartig. Leider war dann auch dieser tolle Abend vorbei, gelohnt hat er sich auf jeden Fall!

– Kev –

Auch wenn der Zeitplan sehr eng gesteckt war und es so zu einigen Überschneidungen der Bands kam, war es alles in allem ein gelungenes Fest und ein würdiger 10. Geburtstag von elektrohasch. Man konnte sich vom Zeitplan stressen lassen, oder man suchte sich einfach eine Hand voll guter Bands raus, das blieb jedem selbst überlassen. Ich persönlich könnte mir das ganze Treiben nächstes Jahr auch ähnlich dem Desertfest vorstellen…die Locations liegen gut in der Stadt und sehr nah beieinander, wenn man das auf ein ganzes Wochenende ausdehen würde wäre das sicherlich eine Alternative die gut ankäme.

– Kev –