Navel – Loverboyde en

Navel - Loverboy

Album Nummer Drei der Schweizer

Loverboy

Navel

Das Etikett der Schweizer Vorzeige-Grunger wird Navel nicht so schnell los. Die Band um den Gitarristen, Sänger und einzigem Dauermitglied Jari Antti wurde so gerne als Eidgenossen-Nirvana bezeichnet, dass vielen gar nicht auffiel, dass auf den Alben der Band sehr viel mehr passierte als schnöde Huldigung an den Seattle-Sound. Nachdem das Debut Frozen Souls 2009 trotz Tourneen mit Queens Of The Stone Age und Wolfmother hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieb, musste sich Jari ein neues Label suchen – und ein paar neue Mitstreiter. 2011 erschien Neo Noir auf dem Berliner Label Nois-O-Lution, ein von Noise-Gitarren und verzerrtem Gesang geprägtes Album, mehr Black Rebel Motorcycle Club als Nirvana oder Pearl Jam. Cover-Versionen von Neil Young und Townes Van Zandt zeigten aber auch Jaris Hang zu amerikanischen Roots-Rock.

Zwei Jahre später geht er diesen Schritt konsequent weiter – mit Album Nummer Drei. Die restlichen Musiker hat Jari erneut komplett ausgewechselt. Aus dem Trio ist jetzt ein Quartett geworden. Neben Schlagzeuger Martin Huber und Bassist Marco Näf kam mit Massimo Tondini ein zweiter Gitarrist dazu, der gelegentlich auch Keyboards spielt. Warum Jari einen derart hohen Verschleiß an Mitmusikern hat, kann man nur mutmaßen. Klar ist aber, dass Navel sein Baby ist. Er hat bis auf einen alle Songs geschrieben und das Album produziert und gemixt.

Bereits der erste Song Cold Blood zeigt, das Navel sich vom Neo Noir-Noise-Rock entfernt hat. Geschrieben hat ihn Marco Näf, vielleicht ein Indiz dafür, dass Jari seine Band doch nicht nur als austauschbare Sidekicks ansieht. Cold Blood ist von sirrenden Slide-Gitarren und einem einem treibenden Bass geprägt. Und ist richtig eingängig. Allerdings nicht so wie The Sun For Me. Der Song könnte ein richtiger Hit sein, wären da nicht das leicht schräge Lead-Gitarren-Motiv, dass sich zwar sofort im Ohr festhängt, aber den meisten Radiosendern vermutlich nicht massenkompatibel genug ist.

Fast jeder Song ist von einfallsreichen Arrangements bestimmt. Jari hat sicher eine umfangreiche Sammlung klassischer Effektgeräte, baut akustische Gitarren ein und unterlegt die Songs gelegentlich mit den Keyboards von Massimo Tondini. Tolle Songs mit vielen guten Ideen. Das Schöne dabei ist, dass alles trotzdem unverwechselbar nach Navel klingt. Die Band erfindet sich nicht neu, sondern erweitert gekonnt ihr Spektrum. Einzig Hollow Sky und das lange Shine On bleiben dem Sound von Neo Noir treu.
Loverboy ist kein hartes Rockalbum, sondern glänzt mehr mit Ideenreichtum. Und gibt trotzdem an genau den richtigen Stellen Gas.

1. Cold Blood (4:17)
2. The Sun For Me (3:58)
3. Loverboy (3:59)
4. I Bury My Luck In This Town (3:02)
5. Barrels Of Love (3:57)
6. Sweetest Song (3:36)
7. Hollow Sky (3:26)
8. Love Her (Before She ́s Gone) (2:34)
9. This Is The Youth (5:29)
10. Right To The Next Fire (4:15)
11. Shine On (11:23)

Laufzeit: 49:51 min

Anspieltipps: The Sun For Me, Hollow Sky
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