Albums of the Year 2015 – Top5
(stonerrock.eu Team) – German

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stonerrock.eu ist natürlich nicht tot. Wie Tim in seiner Stellungnahme im Dezember bereits angekündigt hat, wird die Plattform weiterhin für den einen oder anderen musikalisch relevanten Beitrag zur Verfügung stehen und auch die Live-Fotos werden als visuelle Impression fungieren.

Einen Posten aus dem Vorjahr sind wir euch jedoch noch schuldig: unsere persönlichen Top 5 der im Jahr 2015 veröffentlichten Alben!
Es war ein sehr eigenwilliges Jahr. Ein Jahr, in dem politisch und gesellschaftlich fast schon zu viel passiert ist um es überhaupt geistig verdauen zu können. Wo Hass, Missgunst, Terrorismus und blinde Ignoranz thronten, waren auch Hilfsbereitschaft, Toleranz, Mitgefühl und Liebe präsent. Als Musikliebhaber oder selbst schaffender Künstler sind dies umso mehr die Gründe weiterzumachen, kreative Prozesse zu formen und miteinander positive Gefühle zu erzeugen. In harten Zeiten wie diesen, in der die Gesellschaft so zerstreut ist, hofft man auf ein Medium, das dieses positive Gedankengut teilt und in die Welt hinausträgt. Danke an alle, die sich in dieser von Fremdenhass gebeudelten Welt nicht beirren ließen und weiterhin die schönste Sprache der Welt schafften: Musik

Für 2015 haben die Redakteure Luca und Ruth ihre persönlichen Lieblingsalben des Jahres zusammengestellt, Meinungen kundgetan und über Bands schwadroniert. Viel Spaß damit, bleibt gesund!

Peace, Love, Fuck Terrorism!

Ruth für stonerrock.eu

Luca’s Top 5

1. Elder – Lore

Elder - Lore - 2015Elder tragen (wohl nicht nur) für mich den Sieg auf allen Ebenen davon. Bestes Album, bester Song („Lore“) und einer der besten Gigs (zusammen mit Weedpecker in der Chemiefabrik, Dresden) des Jahres. Die mäandernden Songstrukturen und auditiven Landschaften, die sich dadurch auftun, verleihen dem Album eine majestätische Erhabenheit. Das Ganze hat – bis auf die wiederkehrenden tonnenschweren Riffs – kaum noch etwas mit Stoner-Rock zu tun, sondern ist aufgrund der reiflichen Arrangements mehr in Richtung Prog-Metal einzuordnen. Wer dieses Album nicht gehört hat, ist selber schuld.

2. Dopethrone – Hochelaga

Dopethrone - Hochelaga - 2015Die Kanadier von Dopethrone haben mit Hochelaga wohl eines der dreckigsten Alben des Jahres vorgelegt. Die altbekannte Mischung aus kompromisslosem Doom und einem mitreißenden Groove – alles gut eingelegt in einer kräftigen Marinade aus Whiskey und Gras – avancierte bei mir zur absoluten Hymne für intoxikierte, frühmorgentliche Heimwege und verkaterte Nachmittage.

3. Weedpecker – II

Weedpecker - II - 2015Eine absolute Überraschung und Neuntdeckung dieses Jahr waren die Polen um Weedpecker. Als Support von Elder absolut überragend und auch auf Platte überzeugt das erfrischende Gemenge von ruhig einleitenden, sorgfältig aufgebauten Hippie-Sphären, welche anschließend mit dem Fuzz-Hammer of Doom dem Erdboden gleich gemacht werden. Unbedingt live ansehen!

4. Rotor – Fünf

Rotor - Fünf - 2015Der Preis „beste nationale Band“ geht nach Berlin – und zwar an Rotor. Ähnlich wie bei Weedpecker mischen Rotor auf „Fünf“ peacige Songs wie „Rabensol“ mit knallharten Nummern wie „Volllast“ oder „Fette Kette“. Das Album glänzt mit derart mitreißenden Riffs, dass selbst Klassiker wie „Drehmoment“ verblassen. Das Hinzufügen der zweiten Gitarre ist eine enorme Bereicherung des sowieso schon hochinteressanten Three-Pieces. Meiner Meinung nach ist „Fünf“ die beste Platte der Berliner, die sich zu einer der definitiven Institutionen in der deutschen Heavy-Rock Landschaft hochgearbeitet haben.

5. Sun & Sail Club – The Great White Dope

Sun & Sail Club - The Great White Dope - 2015Die Supergroup um Bob Balch, Scott Reeder (Fu Manchu) und den anderen Scott Reeder (Kyuss, The Obsessed) legte für ihr zweites Album den polarisierenden, roboter-vocal erzeugenden Vocoder beiseite und heuerte den Punk-Veteranen Tony „adolescent“ Cadena an. Am Ende hört sich das 27-minütige Album an als würde man eine Fu Manchu Platte auf 45, statt 33 Umdrehungen abspielen. Hingerotzter Gesang trifft auf ständig neue, unglaublich energiegeladene Riffs, Punk auf technische Präzision. Kopfwackeln vorprogrammiert.

Other highlights 2015

  • Clutch – Psychic Warfare
  • Wino & Conny Ochs – Freedom Conspiracy
  • Paradise Lost – The Plague Within
  • My Sleeping Karma – Moksha
  • The Machine – Offblast
  • Luna Sol – Blood Moon
  • You Know Who – s/t
  • Demon Head – Ride The Wilderness
  • Creature With The Atom Brain – Night of the Hunter


Ruths Top 5

1. Caspian – Dust and Disquiet

Caspian - Dust and Disquiet - 2015Die Heroen des Dream-Post-Rocks sind zurück. Endlich. Zwar lassen sich Caspian niemals mehr als drei Jahre zwischen ihren Alben Zeit, dennoch fühlt sich eine jede Veröffentlichung wie das Durchatmen vor dem großen Sprung an. So auch Dust & Disquiet, ein Album voll von kühler Schönheit, warmen Melodien und vereisten Galaxien. Das Sextett aus Beverly/Massachusetts mit dem mehr als berechtigten Ruf als beste Live-Band seiner Zeit hat trotz des plötzlichen Todes des Bassisten Chris Friedrich 2013 weder stagniert noch aufgegeben. Unermüdliches Touren und ein weit geöffneter Mind verholfen der Band zu großen Klangspektren und zum Experimentieren mit klassischen Instrumenten und gar kleinen Gesangsparts, welche dem typischen Post Rock sonst fern sind. Die lupenreine Produktion, dank der vor allem die drei Gitarren endlich gleichmäßig zur Geltung kommen, lässt einem vor den unaufhaltsamen Caspian geradezu auf den Knien rutschen, weinen und lachen, schwelgen und träumen. Und wer bei Waking Season schon dachte, besser kann die Band nicht mehr werden, der weilt in großem Irrtum.

2. Elder – Lore

Elder - Lore - 2015Für das US-Trio war 2015 bestimmt sein bislang erfolgreichstes Jahr. Als Elder 2011 wie aus dem Nichts schossen und mit ihrem Zweitlingswerk Dead Roots Stirring von der Küste Neuenglands über den großen Teich geprescht kamen, war man sich ihrer instrumentalen Genialität und Affinität für komplexe Songstrukturen bereits bewusst. Lore kredenzt die virtuosen Psychedelic- und Stoner Rock-Elemente seines Vorgängers und vermengt sie mit lebendigem Metal-Riffing und gewohnt gewieften Songarrangements. Sänger und Gitarrist Nick DiSalvo ist der große Wunderknabe der kontemporären Underground-Epoche mit bahnbrechendem Talent und Charisma, der es versteht mit seinen Bandkollegen musikalisch und konzeptuell über den Tellerrand zu blicken – Lore ist nicht nur spannend, kreativ und herrlich inspiriert, es fordert den Zuhörer und boxt ihn aus seiner bisherigen Komfortzone. Virtuosität und lange Jams werden hier nämlich keineswegs zur nichtssagenden Dauerschleife sondern offerieren einmal mehr progressive Kniffligkeit und geniales Songwriting.

3. Weedeater – Goliathan

Weedeater - Goliathan - 2015“I really hate your face. I hate the things you do. I know you don’t like me. I’m gonna bury you…” Was für ein Start eines neuen Weedeater-Albums – ehrlich, authentisch, drauf geschissen. Seit fast 20 Jahren verpacken sie Hässlichkeit und Fuck-You-Attitüde in Musik und spucken nach Whiskey und Bier stinkenden Gallert darauf. Gemeinsam mit Corrosion of Conformity und Buzzoven bilden Weedeater eine kakophonieverliebte und rotztriefende Ménage à trois – die bösen Buben des ohnehin schon teuflischen US-Sludge-Metals. Goliathan ist ihr fünftes Album, atonal, mit stinkendem Atem und schiefen Zähnen versetzt und dennoch liebenswerter denn je. Bassmonster Dave „Dixie“ Collins wird neben Matt Pike als Jesus des Sludge-Undergrounds verehrt, dem man gerne mal an der Bar den einen oder andren Tequila spendieren und kumpelhafte Sympathie entgegenbringen will. Der unverkennbare, schwere Südstaaten-Sound, der ab und an mit Banjo und Lagerfeuer-Atmo verfeinert wird sowie Dixies klassisch-heiseres Organ zerbürsteln Goliathans Räudigkeit und formen es zu einem mächtigen und bekömmlichen Album.

4. High On Fire – Luminiferous

High On Fire - Luminiferous- 2015Apropos Matt Pike, auch der hat mit seiner Band High on Fire etwas Neues veröffentlicht: Luminiferous. Welch gediegener und adäquater Name für ein weiteres doomiges Sludge-Monster, das sich gierig durch das Musikjahr fraß. Nachdem Pike mit Sleep internationale Festival- und Konzerthallen zerfräste und dadurch einige gierige Doom-affine Mäuler stopfen konnte, wurden schließlich die aktivieren High on Fire reanimiert. Tja, was soll man zu Luminiferous viel sagen? Es ist brachial, heavy, virtuos, mit wahnwitziger Motörhead-Dynamik angereichert und eine willkommene Abwechslung zum säuselnd-soften Blues Rock und streckenweise langatmigen Stoner Rock, die Jahr für Jahr die Musikszene heimsuchen. Allein schon das davongaloppierende Carcosa, die Hardcore-Metal-Walze Slave the Hive, dessen Einfluss auf die Kappe von Produzent Kurt Ballou (Converge) geht, sowie das melancholisch/raunende The Cave machen Luminiferous zu einem der stärksten Outputs des Jahres!

5. Baroness – Purple

Baroness- Purple- 2015Aus der titelgebenden Farbtabelle haben Baroness diesmal Violett ausgewählt. Die Farbe der Magie, der Alchemie und der Buße. Oder, weil’s einfach toll aussieht, wenn John Baizley neben Gitarre und Gesang auch wieder zur Artwork-Koryphäe forciert. Als 2012 das Doppelalbum Yellow/Green Meinungen spaltete und vor allem unter der Fangemeinde eher für Raunen und Maulen sorgte, war man sich nicht sicher ob Baroness jetzt ganz dem luschigen Sludge-Pop verfallen sind. Wieder eine innovative Band, die man im großen Strom verloren hat. Bei Purple ist es ähnlich und doch anders. Die wackligen Schritte Richtung weniger Prog und mehr Geradlinigkeit werden im lila Album eisern fortgesetzt, nur dass aus der Unsicherheit kühnes Selbstbewusstsein wurde. Nach dem schweren Tourbusunfall im Jahr 2012 wirken Baroness komplett frei von Zweifel und Angst, reanimiert und stärker denn je. Und genau das spiegelt Purple wider. Welcome back!

Other highlights 2015

  • With The Dead – s/t
  • Kadavar – Berlin
  • Puscifer – Money Shot
  • KEN Mode – Success