Goatsnake – Black Age Bluesde en

 Goatsnake- Black Age Blues

Den Verstärker im Anschlag, den Blues im Herzen

Black Age Blues

Goatsnake

Seit Flower of Disease sind tatsächlich schon 15 Jahre vergangen. Einerseits ein Grund für Nostalgie, andererseits aber auch für Erleichterung ob eines neuen Goatsnake-Albums. Die immer wieder in Versenkung verschwundene US-Band veröffentlichte vor kurzem über das bandinterne Label Southern Lord Records ihr drittes Studioalbum Black Age Blues und hat gleichzeitig ihren Ruf als Live-Rarität durch die aktuelle Konzert- und Festivaltour widerlegt.

Mit Pete Stahl, Greg Anderson und Greg Rogers fand sogar die Originalbesetzung aus 1996 wieder zueinander, die zusätzlich den Bassist Scott Renner ins Boot geholt hat.
Vom altbewährten, bleischweren Doom ist jedoch ein kleines Stück abgebrochen: Black Age Blues ist titelpassend bluesig und erdig, aber auch leichtfüßig und melodiös. Doch keine Sorge, alle Quintessenzen wurden natürlich nicht abgelegt.
Dies wird schon bei Another River To Cross deutlich, das mit femininer Arie, Klavier und Akustikgitarre den ersten Herzschlag formt und schließlich als majestätische Hymne einschlägt – die Schwere von Andersons Gitarre ist unverkennbar, Stahls Gesang wie immer rein und leidenschaftlich. So auch bei Elevated Man, der ersten Kostprobe, die bereits vor einigen Wochen als Stream zu vernehmen war. Sabbath- Riffs koalieren mit Pete Stahls Cleangesang und instrumentaler Begleitung, der obligatorische Fotzhobel-Doom steht felsenfest in der Brandung.
Die wunderliche Frage im Halbton-affinen Coffee & Whiskey kann nur schwer ernstgenommen werden, auch Rhythmus und Melodik wirken lose und zusammenhanglos, was ein Warmwerden mit der virtuosen Hard Rock-Nummer erschwert.

Dass sich Greg Anderson in der letzten Dekade verstärkt um sein Drone-Mönch-Projekt Sunn O))) gekümmert hatte, wird bei den ersten Anschlägen von House of the Moon hör- und vor allem spürbar, was auch hypnotisierende Auswirkungen auf Pete Stahls Gesang zu haben scheint, der sich vor dem geistigen Augen wie eine Boa dreht und windet. Seiner versierten Stimme nach zu urteilen, ist gesundheitlich doch alles in Ordnung, so auch in der großartigen Hendrix-Hommage Jimi’s Gone und im schwungvoll-groovigen Grandpa Jones, welche die zweite Hälfte von Black Age Blues zweifellos zum stärkeren Part des Albums machen lassen. „You can decide what you do with your life“ appellieren Stahl und sein Frauenchor im Refrain – eine der vielen Weisheiten, zu der man nur zu gern mitgrölt.
A Killing Blues vereint epilog-gemäß nun alle am Album wiederkehrenden Elemente, ehe ein repetitives „Thunder. Lightning. Wash my Soul to the Ground“ im gebremsten Mittelteil des Stücks für Easy-Listening in Sludge-Manier und zustimmende Kopfbewegungen sorgen. Gegen Ende wird die Seele mit prasselndem Regen tatsächlich zur Ruhe gelegt. Hoffen wir, dass dies nicht für Goatsnakes Zukunft zutrifft.

Black Age Blues ist prinzipiell ein gutes, solides Album. Doch ab und an verirren sich Songs, deren Bedeutung und Zugehörigkeit schwer oder kaum zu deuten sind. Goatsnake tragen den Blues am rechten Fleck, strampeln aber oft mit ihrer eigenen Genialität. Heraus kommt ein Album, das gerade zu Beginn desorientiert und stilistisch verloren wirkt, doch immerhin ab der Mitte zum langersehnten Comeback-album avanciert. Ein Prozedere, durch das auch legendäre Musiker schwimmen müssen.

1. Another River To Cross
2. Elevated Man
3. Coffee & Whiskey
4. Black Age Blues
5. House Of The Moon
6. Jimi’s Gone
7. Graves
8. Grandpa Jones
9. A Killing Blues

Laufzeit: 47 min

Anspieltipps: Another River To Cross, Grandpa Jones, A Killing Blues