Monkey3 – The 5th Sunde en

Monkey3 - The 5th Sun

Sonnenanbetende Affen

The 5th Sun

Monkey3

Wenn man über das neue Album einer seiner Lieblingsbands schreiben muss, steckt man zwangsläufig in einer gewissen Zwickmühle. Einerseits soll man seine eigene Meinung wiedergeben, aber gleichzeitig objektiv bleiben. Beim neusten Streich der vier Schweizer wiegt dieser Aspekt aber weniger schwer, denn auch objektiv betrachtet muss man zugeben, es ist ihr bisher bestes Album! Die sechs Songs bieten eine unglaubliche Vielschichtigkeit und Variationen in Sachen Rhythmus, Tempo, Lautstärke und Stimmung. Alle positiven Eigenschaften ihrer bisherigen Aufnahmen wurden in diese knapp 50 Minuten komprimiert und überzeugen vom ersten bis zum letzten Ton! Während Walter an den Drums und Picasso am Bass ein unerschütterliches Rhythmusfundament bilden, liefern sich die Gitarrenläufe von Boris und die schwebenden Keyboardsounds von dB gegenseitig eine Steilvorlage nach der nächsten.

Monkey3 leben schon seit ihren ersten Aufnahmen von der perfekten Symbiose aller Beteiligten. Das Schlagzeugspiel ruft bei mir einmal mehr Erinnerungen an meine beiden Lieblinge Bonham und Ward hervor. Der kräftige Bass steht wie ein Fels in der Brandung und bietet gleichzeitig die Basis für wunderschöne Melodielinien, wie ich sie in letzter Zeit selten gehört habe. Boris scheint mit seiner PRS zeitweise zu verschmelzen und brennt ein Solo-Feuerwerk ab, das seines gleichen sucht. Die spacigen Keyboardsounds untermalen das Geschehen mit einer wahnsinnig dichten Atmosphäre und ziehen den Zuhörer wie magisch in den Bann! Die Band war noch nie besser als bei diesem Album. Der Facettenreichtum reicht von melancholisch ruhig beim letzten Song Circles über das kräftig treibende Once We Were…, mit seinem herrlich langgezogenem Outro, bis hin zum rhythmischen zerklüfteten Birth of Venus. Beim Hören von Suns könnte man sich eine voll vertonte Sonneneruption vorstellen und Pintao überrascht mit seinem Industrial-lastigen Einstieg bis es sich zum Schlagabtausch zwischen Keyboard und Gitarre in traumhafte Soli hineinsteigert.

Das absolute Highlight der Platte stellt aber das 15 minütige Icarus dar. Die Geschichte des jungen Griechen, der auszog mit seinem Vater Dädalus zur Sonne zu fliegen ist einer der besten musikalischen Konzepttitel die ich bisher gehört hab. Man kann die komplette Handlung anhand der Dramaturgie des Songs nachvollziehen. Beginnend beim ruhigen Intro als er seine Flügel aus Wachs und Federn im stillen Kämmerlein zusammenbaut. Dann der beginnende Flug der vom kräftigen Schlagzeug eingeleitet wird und sich durch Variationen einer herrlichen Gitarrenmelodie immer weiter steigert. Das Versagen der Konstruktion durch das schmelzende Wachs nahe der Sonne ist der wohl dramatischste Teil und wirkt durch sehr leise, wabernde Soundelemente bedrückend. Die flüsternde Stimme von Ikarus ist zu hören: “Dädalus, should I stop? Should I stop flying? I’m afraid!” … “My wings are gone, I can feel it, did I reach the Sun? I’m falling! I’m falling down“. Was in der Geschichte mit dem Absturz von Ikarus endet, wird im Lied aber weiter fortgeführt und die packenden Melodien vom Flug werden wieder aufgenommen. So als wäre es nicht das Ende, sondern eher eine Art Wiedergeburt, vielleicht auch nur die Freude überhaupt so weit gekommen zu sein und für etwas gekämpft zu haben! Dieser erste Titel des Albums lässt mich auch nach dem zehnten mal Hören mit einer Gänsehaut zurück, trotz der traurigen Geschichte wird ein Gefühl von Hoffnung und Erfolg vermittelt, das man nur nachvollziehen kann wenn man es selbst gehört hat. Ohne zu übertreiben einer der besten Titel der jüngeren Musikgeschichte und für mich das beste Album dieses Jahres bis jetzt!

Alle die jetzt neugierig auf das neue Album geworden sind, die Band vielleicht noch gar nicht gekannt haben oder einfach nur auf kraftvollen, psychedelischen Stoner irgendwo zwischen Pink Floyd und Black Sabbath stehen, The 5th Sun gibts ab dem 25.10. bei Napalm Records zu kaufen. Und wer die vier Affenköpfe mal live auf sich wirken lassen will, findet die Tourdaten auf der Monkey3 Homepage und bei uns.

1. Icarus (14:58)
2. Suns (8:40)
3. Birth Of Venus (5:24)
4. Pintao (4:43)
5. Once We Were… (9:01)
6. Circles (6:59)

Laufzeit: 49:45 min

Anspieltipps: Icarus, Pintao, Once We Were…
Über diese Veröffentlichung im Forum diskutieren.

Redakteur rating

User rating
1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars6 Stars7 Stars8 Stars9 Stars10 Stars
(20 votes, average: 8,60 out of 10)
 

Loading...Loading…

Loading...Loading…