Sgt. Sunshine – IIIde en

 Sgt. Sunshine - III

Back to the Sea

III

Sgt. Sunshine

Wenn sich Sturm und Muße auf ihrer Fahrt nach Übersee wohlig aneinanderreiben, so entsteht etwas – oder besser gesagt jemand – wie Sgt. Sunshine.
Mit ihrem Drittlingswerk, klassisch III genannt, erbaut die Truppe aus Malmö ein weiteres Standbein und verdeutlicht so ihren fixen und wohlverdienten Platz im Tempel der Psychedelic- und Desertfamilie.

Zoetrope galoppiert auf einem tripfreudigen Schlagzeug Richtung gitarreuses Meeresrauschen, das durch tiefes Bass-Gewaber eine nahezu perfekte Woge aus Leichtigkeit und dumpfen Wüstendreck bildet.
Die Vocals waren bei Sgt. Sunshine immer schon herausragend, denn Eduardo Fernandez Rodriguez singt, summt und philosophiert… mal verträumt, dann wieder stoisch oder leicht melancholisch ohne komplett auszurasten.
Die ummantelnden Fuzz-Gitarrenwände und bluesigen Jams auf Caress the Tense Blue unterstützen hier das Ganze.
Den psychedelischen Bogen spannt das rhythmusvariable und detailverliebte Trio weiter bis zum Erdkern der Platte, wenn man sich selbst schon am Strand sitzen sieht, die Gezeiten ehrfürchtig in ihrer Mächtigkeit beobachtet und von ebendieser aus der Versunkenheit herausgerissen wird. So chillig Surfmusik-ambitioniert die Platte doch am ersten Blick erscheint, so brachial-brutal reißt sie einen aus der tagträumerischen Position heraus bis man von einem Strudel aus Heavy Rock in großer Kyuss-Manier eingesogen wird.
Marrow Soup ist so ein Gebräu in dem man gerne länger herumplantscht ehe der Stakkato-Wirbel gegen Schluss die Überhand ergreift und man nicht weiß, ob man gerade geträumt hat oder das ganze der Realität oblag.

Das von den 70ern stark inspirierte When I Was A Dog, das sonnige-dunkle Beneath The Song oder gar das instrumentale/verspielte/experimentelle In-Thru-Mental verleihen Sgt. Sunshine abermals den Ruf, Melodien und Klangästhetik als wichtige Komponenten wahrzunehmen und diese gezielt und vor allem ohne Reizüberflutung einzusetzen.

Peitschend, fast schon ordinär wälzt sich Holy Mother wie eine schwergewichtige Frau in die Zielgerade, die dort zu erschlaffen droht und der Ohnmacht nahe scheint. Levin ist dann wohl der Retter in wortwörtlich letzter Minute… oder vielleicht handelt es sich schon um die Afterlife-Erfahrung, denn so süß und engelsgleich hat man die Stimmen und Gitarre noch nie vernommen. Ob Diesseits oder Jenseits ist einerlei: hier wurde eine große Platte abgeliefert.

Oft vergessen oder gar unterschätzt könnte man das schwedische Trio titulieren, das bereits vor 10 Jahren, sprich 2003, eines der herausragendsten Debüts der letzten Zeit veröffentlichte – und das noch weit vor der großen Stoner-Revolution, welche man vor allem in den letzten 6 Jahren stark verspürt hatte. Mit III wurde eine Fortsetzung zum selbstbetitelten Erstling und zu Black Hole konzipiert, die sich zwar den Zutaten der Vorgängeralben bedient, trotzdem einmalig, frisch und neu klingt.
Denn klassische Stoner-Elemente mit so viel Melodie, Singer-Songwriting und exotischer Instrumentalisierung zu paaren, gelingt selten so gut.

1. Zoetrope
2. Caress The Tense Blue
3. Golden Dawn
4. Marrow Soup
5. When I Was A Dog
6. Beneath The Song
7. In-Thru-Mental
8. Solar Butterfly
9. Holy Mother
10. Levin

Laufzeit: 47 min

Anspieltipps: Zoetrope, Marrow Soup, Levin
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