Interview: Samsara Blues Experiment – 10.07.2010de en

Wir hatten das Glück uns spontan mit Samsara Blues Experiment am Strand für ein Interview treffen zu können. Nach einem gemeinsamen (erfrischenden) Bad haben wir also Hans (Gitarre), Richard (Bass) und Thomas (Drums) in die Mangel genommen. Viel Spaß!

Tim: Euch gibt es mittlerweile seit drei Jahren, also seit 2007, richtig?

Thomas: Hmm, 2008. Also “Samsara Blues” gibts schon länger. Christian (Gesang, Gitarre) hatte vorher schon mit ein paar anderen Musikern musiziert, aber die haben sich dann irgendwie zum Teil verabschiedet. Der Drummer war auf einmal nicht mehr auffindbar.
Im Sommer 2008 waren wir dann zum ersten mal im Proberaum zu viert mit Michele. Im Winter 2008 ist Michele dann raus und dann kam Hans dazu.

Richard: Wir waren dann irgendwie zu viert mit zwei Gitaristen. Chris, Thomas, ich und Michele, einem Italiener. In dem Line-Up haben wir eine echt billige Demo aufgenommen. Da haben wir einfach zwei Mikrofone in den Raum gehalten und drei Gitarrenspuren drüber gespielt. Mit Michele hat das ganze irgendwann musikalisch nicht mehr richtig hingehauen.

Thomas: Ja, Michele is noch eher im Metal verwurzelt als wir.

Richard: Chris hat dann unsere Demo rumgeschickt, weil er kennt echt viele Leute, da er ja früher mal bei Terraplane gespielt hat. Wir haben es halt rumgeschickt, bis wir dann bei “World in Sound” gelandet sind. Es hat lange gedauert, obwohl die vorher schon Interesse gemeldet haben.


“Redwood Curtain Booking haben uns da weitergeholfen. Das waren im Prinzip nur irgendwelche Kiffer die unsere Mugge geil fanden.”


Tim: Und auf diesem Label, habt ihr auch euer neues Album “Long Distance Calling” …äääääh “Long Distance Trip” – sorry, das war die Band – veröffentlicht?

Richard: Wir waren letztes Jahr auf USA-Tour. Wir wurden da für einen Gig eingeladen. Das macht ja eigentlich gar keinen Sinn, wegen der langen Anreise. Das hat sich dann aber zum Glück weiterentwickelt. Redwood Curtain Booking haben uns da weitergeholfen. Das waren im Prinzip nur irgendwelche Kiffer die unsere Mugge geil fanden. Die waren ziemlich verpeilt und wir haben kaum Informationen von denen bekommen…

Thomas: … die ham uns dann am Ende so ne rießen Service-Tüte Gras geschenkt. Als Gage sozusagen.

Richard: Aufjedenfall ham die so ein paar Gigs gebucht und wir haben irgendwelche anderen Bands angeschrieben, weil wir ja keine Backline, also Verstärker oder Schlagzeug hatten. Insgesamt sind dann aber acht Konzerte rausgesprungen unter anderem mit Farflung und Nudity. Irgendwie so ne Hippi-Kraut-Rock-Band. Total abgefahren.

Thomas: Nicht zu vergessen sind auch Tree Tarantula.

Richard: Ja noch n ganzen Haufen andere Bands. Alles halt ziemlich underground.

Tim: Aber dafür, dass es euch erst seit 2008 gibt, habt ihr ja einen ziemlichen Sprung in der Szene hingelegt?

Richard: Joar schon. Das war auch alles selbst organisiert und wir haben da auch kein Geld dran verdient.

Thomas: Für uns war das quasi ein kostenloser Urlaub mit der USA-Tour.

Tim: Aber ihr habt mit der Tour sicher Werbung da drüben gemacht.

Thomas: Ja auf jeden Fall. Wir sind glücklicherweise auch immer gut angekommen.

Richard: Als Band hat man auch nicht immer Bock nur in Berlin zu spielen. Man muss auch einfach mal großspurig denken. Okay, vielleicht nicht großspurig, aber zumindest nach vorne denken.
Einfach mal sagen, wir machen jetzt die USA-Tour, weil wir auch Bock drauf haben. Nicht weil wir damit Prestige haben wollen.

Tim: Ihr kommt ja alle aus Berlin, richtig?

Thomas: Ja wohnen tun wir alle da. Hans ist aber der einzige Urberliner. Die anderen sind alle zugezogen.

Tim: Und wie sieht es in Berlin aus mit dieser Art des Underground-Rock? Gibt es da eine Art Szene?

Richard: In Berlin gibt es schon auch einen Haufen Bands, aber eine richtig große Szene gibt es eigentlich nicht. Es sind eigentlich auch immer die selben Leute, die bei den Konzerten aufkreuzen.

Hans: Immer die selben drei Leute… Ist eigentlich wie beim Stoned, da siehste auch immer die selben Leute. Die gleichen die letztes Jahr da waren, sind dieses Jahr auch da und die werden auch nächstes Jahr wieder da sein. Man trifft ständig Leute die man kennt. Ist ja keine große Szene.

Kevin: Was gibt es denn in Berlin für Clubs, in denen Stoner-Bands spielen?

Richard: Wo viele Stoner-Sachen kommen sind „Wild At Heart“ in Kreuzberg und wo in letzter Zeit viel war ist das „White Trash“. Da macht ein Kumpel von mir Booking und der hat eigentlich einen ganz coolen Musikgeschmack. Der zieht alles ran, was er mag.

Tim: Auf der neuen Platte gibt’s ja ein paar richtig lange Songs. Musstet ihr euch da auch irgendwann einschränken und einen Song kürzen?

Hans: Auf CD ist ein Song mehr drauf als auf Platte.

Richard: Ja fürs Vinyl mussten wir einen Song runternehmen. Es ging leider nicht anders. Mit 66 Minuten ist die CD aber schon ziemlich lang für ein Album.

Thomas: Das wurde natürlich auch schon kritisiert. ‘Warum macht ihr denn keine Doppel-LP und nehmt lieber noch den Song von der CD mit drauf.’

Tim: Für eine Doppel-LP wärs dann vermutlich wiederrum zu wenig gewesen.

Richard: Ja eben und dann muss man auch wieder verdammt oft umdrehen und der Preis steigt auch gleich wieder auf 20€ oder mehr.


“Deine Mudder Plays Kyuss.”


Tim: Welche Auftritte habt ihr euch hier auf dem SftU 2010 bis jetzt angesehen und was hat euch am besten gefallen?

Thomas: Also ich fand „Garcia Plays Kyuss“ ziemlich geil, muss ich sagen. Auch wenn viele andere in meinem Umfeld nicht der Meinung sind. (lacht)

Richard: Deine Mudder Plays Kyuss. (unter anderem als selbstgemachtes T-Shirt-Logo auf dem SftU zu sehn)

Thomas: Ja okay, es war nicht dieses alte Feeling oder so. Ist halt nur Garcia dabei… Aber mir hats schon ziemlich gut gefallen. Und „The Machine“ natürlich (allgemeines Zustimmen) waren absolut geil.

Richard: Wir hatten „Garcia Plays Kyuss“ schon auf dem Roadburn gesehen.

Tim: Man sagt, da soll es nicht so gut gewesen sein.

Richard: Nee, da war das noch nicht so gut…

Tim: Ja, da scheiden sich irgendwie die Meinungen total.

Richard: Ja, ist halt irgendwie ne coole Coverband und mehr auch nicht. Wenn du bisschen mit den Leuten redest, auch hier Gary von Yawning Man, der findet das alles völlig Panne.

Tim: Ja, in den USA kommt das Ganze lang nicht so gut an, wie hier bei uns.

Richard: Nee, da ist sein Spitzname schon Johnny Cash. (alle lachen)


“Also der Alfredo Hernandez ist ein echt cooler Typ, der mischt immer seine Sangria an und verteilt den an alle.”


Tim: Mit Yawning Man wart ihr jetzt so ein bis zwei Wochen auf Tour?

Richard: Neun Tage warns.

Tim: Und wie kamen die Jungs so mit euch zu Recht?

Richard: Also das sind völlig entspannte Typen. Die machen sich gar keinen Kopf. Die fahren halt her und machen quasi Urlaub.

Thomas: Also der Alfredo Hernandez ist ein echt cooler Typ, der mischt immer seine Sangria an und verteilt den an alle. Is eigentlich echt n totaler Hippie. Der will, dass es allen gut geht. Für die ist das ein gut bezahlter Urlaub.

Tim: Gibt es irgendwelche Bands, die euch besonders bei eurem Sound beeinflußt haben?

Richard: Puh… alles mögliche was man so hört eben.

Thomas: Da fließt alles mit rein. Stoner halt und viel 70s-Rock auf jeden Fall. Da bin ich ein totaler Fan von und Chris ja auch. Hans und Richard sind da eher die Stoner-Dudes. Jeder von uns hört natürlich in dem Bereich viel.

Richard: Wir jammen halt viel. Das meiste ist fest, aber einiges improvisieren wir auch live. Deswegen ist es jedesmal ein bisschen anders. Und so haben wir die Platte auch aufgenommen. „Live“.

Tim: Genau. Wie lange hat es denn gedauert die Platte aufzunehmen?

Thomas: Weiß auch nich. Ne Woche? Also die Aufnahme an sich hat nicht lang gedauert. Jeden Tag ein Song ungefähr.

Richard: Und natürlich noch einen Haufen Over-Dubs. Gitarrensoli und so. Da warst du natürlich nicht mehr dabei. (lachen)

Thomas: Das abmischen hat dann halt nochmal sehr lange gedauert. Mastern und so.

Richard: Ich bin von Beruf ja auch Tontechniker und arbeite im Studio. Und wir habens einfach bei uns im Proberaum live am Stück eingespielt.

Tim: Und habt ihr schon Material für die nächste Platte?

Thomas: Gestern zum Beispiel, haben wir einen Song vom kommenden Album gespielt „Outside Insight Blues“. Der vorletzte Song.

Richard: Für das neue Album haben wir schon fünf oder sechs Songs. Wir müssen halt noch ein paar neue schreiben, dass man auch was auswählen kann. Im Sommer sind wir viel auf Tour mit Burg Herzberg und so. Und dannach im November wollen wirs dann aufnehmen, so dass es vielleicht Anfang nächstes Jahres rauskommt. Wir haben schon Bock, weil Long Distance Trip ist ja im Prinzip auch alles Material, das ein Jahr alt ist.

Tim: Und was haltet ihr von der Stimmung hier beim Stoned From The Underground?

Thomas: Hat einen schönen Vibe (lacht). Nee, mir gefällts echt gut hier. Super Leute und alle sind friedlich. Kein blöder Pöbel, der sich irgendwie dämlich benimmt. Alles cool und entspannt.

Tim: Und habt ihr schonmal vor so vielen Leuten gespielt wie gestern?

Thomas: Also auf dem Roadburn waren auch schon ne Menge Leute.

Richard: Ja aber nicht so viele, wie hier. Keine Ahnung. Wieviele waren das gestern?

Tim: Ich fand, als ihr angefangen habt, kamen plötzlich schon eine ganze Menge Leute dazu, und das Zelt hat sich gefüllt.

Richard: Ich kann das immer so schlecht einschätzen. Ich seh immer nur meine Füße und die Haare.

Tim: Ja, schätzen kann ich das jetzt auch nicht. Es kam mir jedenfalls sehr voll vor.

Hans: Also, es war schon das Größte was wir bis jetzt gespielt haben.

Tim: Beim Yellowstock kommen ja nicht so viele Leute, oder?

Richard: Nee, auf keinen Fall! Das ist viel kleiner. Da kommen vielleicht insgesamt 300 Leute.

Thomas: Aber das kann ich wirklich empfehlen! Ein schönes Festival. Flair, Familie.

Richard: Was vielleicht noch größer wird, ist das Burg Herzberg Festival nächste Woche. Da sind glaub zehntausend Leute.

Tim: Die sitzen da doch alle auf der Wiese und kiffen, oder?

Thomas: Ja.

Richard: Ja. (lachen)

Hans: Auf dem Stoned hier ist das ganze aber wirklich ziemlich professionell. Die Stage-Roadies machen echt viel. Ich musste gar nichts aufbauen. Hab meine Effekte hingelegt und der Rest stand schon alles hinter mir. Und das es auf DVD aufgenommen wird, ist natürlich auch ziemlich geil. Ist mal ein anderes Gefühl, so zu spielen.

Thomas: Man hatte echt nicht viel Stress nach dem Gig. Die kamen gleich und haben alles abgebaut. Das war echt top! Muss man schon sagen.

Tim: Also, das wars von unserer Seite. Dann wünschen wir euch noch viel Erfolg diesen Sommer!

SBE: Danke!