Desertfest Berlin 2013 – Day 1de en


Das erste Festival im Jahr ist immer etwas besonderes. Die lange Winterpause endlich überbrückt, gilt es wieder tolle Bands zu sehen, die Haarpracht – auf oder am Gesicht – stolz zu präsentieren und alte Freunde wieder zu treffen. Ich selbst konnte auf Grund des vielen hin und her Gerennes zwar kaum einen Auftritt in Gänze bestaunen, dafür hatte ich endlich mal wieder die Chance fast das ganze Redakteur-Team zu treffen und für euch alle ein paar tolle Aufnahmen auf Video zu bannen.
Hierzu gleich mal einen Dank an meine Video Crew Michi und Martin und das Redakteur-Team, für die folgenden Berichte. Ruth danke für die Bilder!In den folgenden Tagen und Wochen kommt nicht nur ein Tagesbericht für jeden Festivaltag, sondern auch Video-Interviews, Liveaufnahmen und Video-Tagebücher. Man darf also gespannt sein.
Genug drum rum geredet, hier die Eindrücke unseres Teams zum Desertfest Berlin 2013 – Tag 1! Viel Spaß.

– Tim –

Donnerstag – 25. April 2013

SATELITTE BEAVER

Für den Start ins Festival konnte man sich niemand besseres Wünschen, wie die aufstrebenden Polen von Sattelite Beaver. Nach den Nachwehen vom Mammut-Bar-Mittwoch war ihr kräftiges Gebräu aus Sludge, Doom und Stoner genau das Richtige um wieder auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden. Die Jungs lieferten ein ordentlich fettes Brett ab, das genau auf die Zwölf ging und an manchen Stellen angenehm an Goatsnake erinnerte. Ein ähnlich gelungener Auftakt wie Operators voriges Jahr, der auf jeden Fall Lust auf mehr macht.

– Kev –

Kommentar Ruth:Was für ein Spatenstich. Direkter in die Fresse geht‘s gar nicht mehr, denn dieser wanstige Koloss aus bitterbösem Sludge und Doom bietet DEN perfekten Einstieg für ein sehr heavy-lastiges Line-Up. Wer vom Vorabend noch verkatert ist, braucht kein Aufputschmittel – außer es heißt Satellite Beaver.

SAMSARA BLUES EXPERIMENT

Obwohl erst 2007 gegründet sind Samsara Blues Experiment mittlerweile nicht mehr aus dem psychedelischen Rock, vor allem in Deutschland, wegzudenken. Das ist – neben der guten Musik, die sie produzieren – hauptsächlich ihren ausgedehnten Touren und der großartigen Live-Qualitäten geschuldet. Relativ früh am Abend betreten sie die Bühne und blasen das versammelte Desertfest Publikum aus den Socken. Auf ihrem ersten Album noch ausschweifend, krautig und äußerst psychedelisch geht es auf ihrem zweiten Tonträger härter und vergleichsweise fokussiert zu. Sie finden bei ihren Auftritten den perfekten Mittelweg und man kann sich wunderbar in den psychedelischen Jams verlieren. Wer sie bisher nur auf Platte kennt, dem sei der Besuch einer ihrer Shows wärmstens empfohlen.

– Fred –

Kommentar Kev: Solide wie immer spielten SBE ihren Gig auf der gut besuchten großen Bühne. Nach ein paar Jahren sind sie auf jeden Fall zu einer Institution in “Schen Heavy Underground Rock” geworden, und zwar hochverdient! Beim mittlerweile fünften Konzert, das ich sehen durfte, waren natürlich keine großen Überraschungen dabei, aber die Vorfreude auf ein neues Album wurde deutlich gesteigert. Und auch die Livescheibe vom Rockpalast sei allen interessierten nochmal ans Herz gelegt.

THE SHRINE

“Was für sympathische Deppen…” war mein Gedanke als ich das kalifornische Skate-Alk-Trio damals im September als Vorband von Fu Manchu begutachtet hatte. Was ich damals noch als etwas unseriös aber spaßig abhandelte, trifft hier am Desertfest genau meinen Geschmack. Die Jungs dürften in den letzten Monaten etwas erwachsener und vor allem spielerisch reifer geworden sein ohne dabei die wichtigen Attitüden ihres Alltags vergessen zu haben, wie Drogen, Whiskey und Blödeleien. Wer jetzt schon zu tief in den Bierbecher geschaut hat, dürfte mit einem Schmunzeln feststellen, dass The Shrine genau dies repräsentieren… Mit Humor und Enthusiasmus durchs Lebens stiefeln, sich selbst nicht allzu ernst nehmen und genau diese Einstellung mit bewundernswertem Talent und viel Spielfreude an die Zuhörer- und Zuschauerschaft übermitteln.

– Ruth –

IN GRAVED

Völlig unvoreingenommen schaute ich mir Victor Griffin’s – In Graved auf der Mainstage an. Umgehauen hats mich nicht. Die Stimme des Ex-Pentagram Gittaristen war überzeugend, der Sound war satt und enthielt ne ordentliche Tiefe – fast zumindest. Anhören konnte man sich das Ganze nämlich nur mit Stoff im Ohr, um die Keys möglichst gut rausfiltern zu können. Für mich zählt der Auftritt zu einem der schwächsten. Nicht zuletzt weil man nach jedem Song das Gefühl hatte, das Quartett gibt die Klampfen ab. War jedoch nie so: Mal gabs ne andere Gitarre, mal tauschte man den Bassisten und…

– Nik –

DŸSE

Dyse begegneten mir auf der Foyerstage zum ersten Mal. Ich hatte sie vorher zwar durchaus wahrgenommen, war mir über ihre Existenz im Klaren und hatte eine ungefähre Ahnung, welche Musik zu erwarten war, habe mich jedoch nie aktiv mit ihnen beschäftigt. Ein großer Fehler. Sie haben mich und meine Begleiter ab der ersten Sekunde in ihren Bann gezogen. Zwei junge Kerle reißen die Hütte ab!
Der Takt hetzt sich ab, stolpert in unregelmäßigen Abständen über seine eigenen Füße und hat etwas fast schon jazziges. Gleichzeitig atmen ihre Songs den Geist des Punk und schleudern diese Rotzigkeit mit unglaublicher Energie ins Publikum. Neben bereits veröffentlichten Stücken gaben sie auch neues Songs zum Besten, die auf ihrem kommenden Album zu finden sein werden. Das Schöne an der personifizierten Energie ist auch ihr Humor und so vereinen sie spielend vertrackte Melodien mit gewitzten Lyrics.

– Fred –

PENTAGRAM

Headliner und Highlight am ersten Desertfesttag waren keine geringeren als Pentagram. Für viele Besucher – mich eingeschlossen – war es das erste und vielleicht letzte Mal Bobby Liebling live zu sehen. Aber nicht nur die Tatsache einen energiegeladenen und motivierten fast sechszig Järhigen auf der Bühne zu sehen machte den Auftritt zu dem was eher war, sondern viel mehr dieser extrem gute Doom: Die immer noch frisch klingenden Vocals unterlegt mit unglaublich tiefen Riffs kombiniert mit lupenenreinen Solos des “Baby’s der Band” gab einem eine Überdosis an handgemachter guter Musik. Der Auftritt war geschmückt mit den bekanntesten Songs und wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben, nicht zuletzt wegen dem Gänsehautfeeling bei Be Fowarded.

– Nik –

Kommentar Kev: Ein überraschend aufgedrehter Bobby Liebling machte die Show zu etwas ganz besonderem. Es bereitete bestimmt vielen Zuschauern feuchte Augen ihn so fidel zu sehen, vorallem wenn man seine Vergangenheit kennt. Die durchweg guten Songs der Doom-Legenden taten ihr übriges für ein wunderbares Konzerterlebnis.

Kommentar Fred: Während des ersten Songs dachte ich, Bobby Liebling wird nach der Hälfte des Konzertes zusammenbrechen, so mitgenommen sah er aus. Doch weit gefehlt, denn er steckte voller Energie und man sah ihm direkt an, wie viel Spaß er hatte.

LONLEY KAMEL

Kurz nach Mitternacht betreten die Kamele aus Norwegen die Bühne; im Gegensatz zum Vorjahr, wo sie krankheitsbedingt absagen mussten, auch mit voller Mannschaft. Für gute Stimmung garantieren die vier ja schon seit einiger Zeit und auch heute sollte es wieder so sein. Vor der kleinen Bühne war es dementsprechend voll, soweit ich das von der ersten Reihe aus beurteilen konnte. Ihre Songs aus den drei bisher veröffentlichten Alben kamen durchweg gut an, Hits wie Spacerider und Evil Man wurden gut abgefeiert. Das Gespür für griffige Riffs und gute Melodien, gepaart mit exzellenten Live-Qualitäten, machen Lonely Kamel immer wieder zu einer sehr guten Erfahrung. Seid gespannt aufs neue Album!

– Kev –

Kommentar Fred: Viel muss man zu Lonely Kamel nicht mehr sagen. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass das Publikum zu der späten Stunde schon recht müde und ausgepowert war, weshalb die Norweger nicht ganz leichtes Spiel hatten, die Stimmung anzuheizen und das Publikum in Bewegung zu halten. Sie haben es natürlich hinbekommen, aber ein Slot-tausch mit Samsara Blues Experiment wäre durchaus kein Fehler gewesen.

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