Floiten Jam 2011

Mit einiger Verspätung liefere ich jetzt endlich den Bericht vom diesjährigen Floiten Jam nach. Angetan von dem guten Line-Up, hieß es ab ins Auto und Richtung Süden. Eine landschaftlich lohnenswerte Anreise durch das Zillertal entschädigte dann auch für den Wolkenverhangenen Himmel. Endlich auf der Tristenbachalm angekommen, wurde es dann Gewissheit: Petrus mag entweder Open Airs nicht, oder er denkt, dass sich Stonerrockfans lieber doch in verrauchten kleinen Clubs tummeln sollten.
Denn das Wetter spielte, wie so oft schon in diesem Jahr, nicht mit. Und somit musste alles in die Tristenbachalm verlegt werde. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Das urige Ambiente der Alm hatte seinen ganz eigenen Reiz, und die Kuhglocken von draussen trübten den Sound nicht. Nachdem einige Hände geschüttelt wurden, war es Zeit vom leckeren Essen und dem guten Bier zu kosten. So langsam füllte sich nämlich die Alm und die Leute waren bereit für die erste Band des Abends.

Driveby

Die Tiroler Progrocker mussten sich noch mit wenigen Zuschauern begnügen, da der Großteil noch unterwegs war. Nichtsdestotrotz begannen si eifrig ihre vertrackten Songs zum besten zu geben. Rhythmus- und Tempowechsel waren Programm. Ebenso wie Experimente mit Kugelschreiber und Gitarre. Doch irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Zu wenig passierte da vorn auf der Bühne. In Ehrfurcht erstarrte Musiker mit schwer zugänglichen Songs waren wohl nicht gerade das, was die Leute als Opener gebraucht haben. Die Mühe war den Jungs zwar anzusehen, aber nach verhaltenem Applaus freute sich das Publikum auf etwas mehr Energie.

Buddha Sentenza

Genau diese besagte Energie lieferte das Heilbronner Quintett, die ich vorher noch zu einem Spontaninterview überreden konnte, da wir bei strömenden Regen unter einem Vordach festsaßen und uns so die Zeit bis zum Auftritt vertreiben konnten. Nachzulesen ist das hier!. Mit den Songs aus ihrem Album Mode 0909 im Gepäck betraten sie die Bühne. Songs wie Black Coal Funeral, Saturn oder Noise From The Death Factory machten gute Laune und die Alm füllte sich zusehends. Live klangen die Jungs gleich nochmal besser als auf Platte und sie hatten sichtlich Freude daran sich in ihren typischen Jampassagen zu verlieren. Ihre experimentellen Klangreisen spielten sie mit viel Hingabe und wurden vom Publikum dafür gebührend belohnt. Nachdem ich sie hier das erste mal live gesehen habe bleibt mir nichts als ein positives Fazit. Was auf der Platte teilweise auf der Strecke bleibt, holen sie auf der Bühne locker wieder rein. Großes Lob!

Sahara Surfers

Jetzt wird es Zeit für die Lokalmatadore des heutigen Abends. Die Meute drängt sich vor der Bühne um Perlen wie Colour Jam, Gas und Propeller lauschen zu dürfen. Leider hat sich der ganze Stress von der Organisation des Festivals auch mit auf die Bühne geschlichen. Somit schöpften die Surfers nicht ihr ganzes Potential aus, sondern wirkten stellenweise leicht unkonzentriert und verkrampft. Dem durchschnittlichen Bierkonsument dürfte das aber anhand der starken Songs nicht aufgefallen sein. Trotz allem spielte die Band souverän, nur die gewisse Leichtigkeit lies man vermissen. Aber aufgrund der Umstände ist das auch verständlich. Das Publikum würdigte den Auftritt mit lautem Beifall und ich bin mir sicher sie werden noch viel bessere Auftritte hinlegen! Ein Interview mit der Band über deren Schaffen und den Floiten Jam konnte ich glücklicherweise auch abgreifen, nachzulesen hier!

Grandloom

Weiter gehts mit dem Cottbuser Instrumental-Trio Grandloom. Mit dem neuen Album Sunburst in der Hinterhand, hieß es jetzt die Alpen zu erobern. Die LP hat sich ja schon bei meinem Review gut geschlagen und auch live durfte ich ihr Können schon bewundern. Auch diesmal haben sie mich voll überzeugt. Die gekonnte Mischung aus jammigen Parts mit groovenden Stonerriffs greift einfach immer wieder. Orbiter, Larry Fairy und Earthvalley sind einige Beispiele dafür. Live kommt die ganze Sache sogar immer noch eine Ecke besser. Nix zu meckern, weitermachen!
Grandloom konnte ich übrigens auch für ein verkatertes Interview am Sonntagmorgen gewinnen, zu sehen hier!

Samsara Blues Experiment

Das gleiche gilt auch für unsere Szenelieblinge von SBE. Ich hab noch nie einen schlechten Gig von ihnen gesehen und ich glaube das wird auch nicht so schnell passieren. Dafür sind die Vier Jungs viel zu eingespielt und souverän in ihrer Bühnenpräsenz. Klassiker wie Double Freedom reihen sich an neues Material. Oder besser gesagt unveröffentlichtes, weil schon seit dem SftU 2010 neuere Songs gespielt werden. Die Vorfreude auf das neue Album ist dementsprechend groß. Christian und Hans lassen aus den Gitarren psychedelische Klangwelten entstehen, während Richard und Thomas im Hintergrund die Grooves fliegen lassen das es nur eine Freude ist. Die Band ist voll bei der Sache und liefert fast 2 Stunden Psychedelic-Stoner der Extraklasse. Wiedermal ein starker Beweis für die Livekünste von SBE und eine Rechtfertigung für die sehr ausgedehnte Spielzeit.

Monkey 3

Den Höhepunkt bilden heute die 3 Schweizer von Monkey 3. Zwar zu sehr später Stunde, aber die meisten haben solange durchgehalten um sich nochmal die volle Dröhnung instrumentalen Psychedelicrock abzuholen. Mitgenommen von dem ganzen Tag war es ein wahrer Genuss den Riffs von Monkey 3 zu lauschen. Einen richtigen Gänsehautmoment erlebte ich bei Once upon a time in the west. Ihre Version des Morricone Klassikers ist einfach göttlich. Aber auch Songs wie Jack und neues Material wie Through the desert wussten jeden im Raum zu überzeugen. Die sphärischen Klänge waren der perfekte Abschluss eines gelungenen Abends!

Zusammenfassend ist zu sagen, das der Floiten Jam 2011 ein voller Erfolg war! Tolle Bands, nette Leute und eine wunderschöne Location, egal ob drinnen oder draußen! Nur an den Wirkungsgrad von Alkohol in über 1000 Höhenmetern werde ich mich noch gewöhnen müssen. Vielen Dank an kooperative Bands, nette Veranstalter, alte Bekannte und natürlich an meine Peggy für die tollen Bilder. Bis nächstes Jahr auf der Alm, euer Kev!

P.S.: Vergesst nicht euch fleißig Platten von den Bands zu kaufen, ihre Konzerte zu besuchen und euer Gemüse aufzuessen!!!

Die Interviews nochmal in der Übersicht:

Buddha Sentenza
Sahara Surfers
Grandloom

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