Kylesa – Stuttgart/Jugendhaus West – 19.2.2011

Vor gut einem Jahr, vom sehr harten Sound Kylesas, noch etwas abgeschreckt, öffnete mir sowohl das neue Album Spiral Shadow, als auch der Auftritt vor Clutch in Karlsruhe die Augen. Leider war dort der Sound ziemlich übel. In Hoffnung auf Besserung in dieser Hinsicht, pilgere ich mit ein paar Leuten also zum Jugendhaus West.

Von der ersten Vorband (Lightbearer) bekomme ich leider nur noch wenig mit, bin aber schokiert, wie der kleine Konzertraum schon jetzt ziemlich eng befüllt ist. Nachdem wir Laura und Phillip gefragt haben, ob es ok ist, den heutigen Abend auf Kamera teilweise fest zu halten, gehts auch schon weiter mit Planks. Alte Bekannte. Waren sie doch schon in Karlsruhe Vorband von Baroness. Hardcore-Sludge. Irgend sowas dröhnt aus den Boxen. Scheisse ist das laut… . Während ich versuche, nicht das Gehör zu verlieren, johlen die Anhänger der Band zufrieden Richtung Band. Mir ist das selbst für eine Kylesa-Vorband zu heftig. Nur selten bricht das schnelle und laute Spiel der Deutschen, um für kurze Zeit etwas freundlichere Strukturen zu zulassen. Diese nehme ich dankend auf und nicke diese Parts mit und wundere mich nicht, dass die meisten diese Teile ebenfalls besser aufnehmen.

Schließlich haben sich nun auch Kylesa in psychedelischere Gefilde gewagt und so vermutlich noch andere Genre-Fans dazu gewonnen. Aber erstmal geht es mit der dritten Vorband weiter. Okkultokrati nennt sich die. Der Name ist Programm. Schon im Vorfeld hört man aus unterschiedlichen Quellen, dass mit Okkultokrati eine echte Perle mit eingeladen worden sein soll. Norwegischer Black Metal mit Punk-Einflüssen? Das wird ein anstrengender Abend. Die offensichtlich betrunkenen jungen Norweger machen sich auf der Bühne breit und legen los. Das Ende der Tour sollte schließlich gefeiert werden. Der Sturm aus fliegenden Haaren, brüllendem Frontmann und einem gekonnt um sich schlagenden Drummer, macht tatsächlich Spaß! Es wird zwar ab und an etwas getorkelt, aber der Auftritt ist mehr als souverän und eine geniale Einleitung für den Hauptact des Abends. Der Drummer zieht sich gegen Ende das T-Shirt über den Kopf und spielt so quasi-blind einen Drumbeat. Begleitet vom, auf zwei Quadratmetern wild herumspringenden Bass-Spieler macht diese norwegische Kombo echt Laune.

Sowohl der Raum, als auch das sich darin befindende Publikum wird immer voller. Die Menge führt, die sich durch die Menge kämpfende Band mit Beifall auf die Bühne. Das Doppel-Drummer-Gespann leitet den ersten Song ein. Hollow Severer von ihrem dritten Album Time Will Fuse Its Worth zeigt uns gleich wo’s lang geht. Die meisten Augen richten sich auf Sängerin Laura Pleasants. Findet man doch eher selten eine so begabte Gitarristin und Sängerin in einer Sludge-Band. Zu sehen gibts allerdings noch um einiges mehr bei Kylesa. Die zwei Drummer spielen zwar größtenteils das Selbe, beeindrucken aber durch Präzession und Timing. Phillip Cole (ebenfalls Gitarre und Gesang) hat zusätzlich neben sich noch zwei Toms stehen, mit denen er hin und wieder einem Song einen zusätzlichen Rhythmus verleiht. Ein weiterer Multi-Instrumentalist ist Corey Barhorst. Wenn er mal nicht umher springend seinen Bass befingert, steht er lächelnd am Keyboard, mit dem er meist einfache aber wirkungsvolle Melodien spielt. Gerade der Stil der neuen Platte zeichnet sich ja durch ungewohnt freundliche Melodien aus.
Songs wie Don’t look back, Forsaken oder Crowded Road stehen den alten Songs in nichts nach und werden von den Fans gerne entgegen genommen. Wem die psychedelischen Elemente auf der neuen Platte etwas zu öde waren (solls ja geben), kann sich live nun wirklich nicht beschweren. Zieht sich der druckvolle Sound doch durch das komplette Set.
Gegen Ende lässt sich Laura langsam in die Menge gleiten und wird vom Publikum auf Händen getragen. Ganz schön gefährlich, bei der eher niedrigen Decke und den herabhängenden Scheinwerfern. Auch Okkultokrati-Leute fliegen über dem Publikum dahin.
Beim abschließenden Pink Floyd Cover trommelt der Okkultokrati-Drummer zusätzlich noch einen Tom-Beat und erweitert zum Drum-Trio. Dieser hatte sich zuvor auch schon von Phillip die Toms geklaut und ins Publikum gestellt, wo er und ein Zuschauer gegen den Sound der Verstärkerwand antrommelt.
Insgesamt ein toller Abend, mit viel Geschrei und schnellen Melodien (falls vorhanden). Zwar hab ich tatsächlich dannach auf dem linken Ohr nichts mehr gehört, aber beim nächsten Gig werde ich definitiv wieder vorne mit dabei sein. Ein Lob noch ans Jugendhaus West, für die tolle Veranstaltung.

Zwei Lücken in der Setlist hab ich noch, aber die bekomm ich bestimmt noch raus:

Hollow Severer
Unknown Awareness
Running Red
Crowded Road
?
Tired Climb (19:40)
Forsaken
Distance Closing In
?
Don’t Look Back (37:20)
Only One
Said And Done
Scapegoat
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Drum-Duo Solo
Set the Controls for the Heart of the Sun (Pink Floyd)

Eine Video-Aufnahme werde ich hoffentlich noch nachliefern, wenn Laura sie freigegeben hat.