Rückblick: Rotormania 2011

Eigentlich viel zu spät, gibt es an dieser Stelle noch ein paar Eindrücke zum Rotormania Festival, das vom 1. bis zum 3. Juli in Lobbese stattgefunden hat. Da sich die Rotor-Jungs echt Mühe beim Organisieren gegeben haben, an erster Stelle gleich mal ein Lob voraus! Der Bericht ist immer wieder von Videos durchbrochen, die Ausschnitte aus den Auftritten von Dÿse und Rotor zeigen. Viel Spaß damit!

Die Limitierung auf 300 Tickets und die absolut abgelegene Gegend haben das Festival zu etwas sehr besonderem gemacht. So fahre ich mit einem Kumpel vier Stunden von Lübeck nach Lobbese. Dieses taucht zwar im Navi auf, führt aber doch irgendwo ins nirgendwo. Nach dem Durchfahren von mehreren Dörfern, die teilweise weit weniger als hundert Einwohner aufweisen, und davon erschreckend wenige zu sehen sind (nämlich gar keine!!!), kommen wir endlich an.
Feststellen lässt sich das durch eine weitläufige Wiese mit zwei bis drei Bullis, Dixis und einem kleinen Pavillion. Nach der Fahrt durch die Geisterdörfer sind einem die neuen Nachbarn doch sehr recht! Im Laufe der nächsten Stunden füllt sich die Grünfläche mit Bussen, Autos, Hippies und Altrockern. Die meisten Kennzeichen weisen darauf hin, das die meisten aus dem Umkreis Berlin kommen.


Dÿse – Zebramann

Wir freunden uns schnell mit unseren Nachbarn an, und die Diskussionen zum Lineup und dem Special Guest nehmen ihren Lauf. Ich wette einen Kasten Bier gegen einen Auftritt von Schlagerstar Achim Menzel. Hinterher ist man immer schlauer… .

Gegen Abend, wird der Name (mit dem man sich online auf eine Liste hat setzen lassen) in ein Bändchen umgewandelt. Zum Bändchen gibt es aber auch schlechte Nachrichten dazu. Colour Haze mussten auf Grund von Krankheit seitens Stefan absagen. Eine wirklich herbe Enttäuschung, wenn der wohl “größte” Name vom Lineup einfach wegfällt, vorallem nach vier Stunden Autofahrt. Aber egal, Schuld kann keinem gegeben werden, und das Festival sollte schließlich noch einiges zu bieten haben.
Hat man das provisorische Kassenhäuschen (Pavillion) passiert, geht es durch eine landwirtschaftliche Lagerhalle in einen Art Innenhof. Hier ist neben einer absolut urigen Theke (Essen und Getränke) auch die Bühne aufgebaut. Diese setzt sich aus mehreren Anhängern für Traktoren zusammen. Dorfrock. Absolut symphatisch.
Und voll ist es hier auch schon. Der Altersdurchschnitt: 60+. What? Alle haben sich kreisförmig im überdachten Hof aufgereiht. In der Mitte: Achim Menzel! Dieser haut einen Schlagerklassiker nach dem anderen raus. Bei “Alles Achim oder was” gröhlen alle mit. Egal ob 60 oder 16. Unterhaltung pur. Und wirklich mal ein Special Guest!


Rotor – Auf’s Maul

Im Anschluss gibt es dann DxBxSx, die mittlerweile auch bekannt sein dürften. Ähnlich wie die gleich folgenden Dÿse, sind auch die Jungs von Drive By Shooting schon lange mit Rotor befreundet. Mit ihrem Stoner-Punk wissen die Berliner zu unterhalten und rocken ordentlich. Noch ist die Fanbase recht klein, aber scheint stetig anzusteigen. Den Spaß, den die Berliner auf der Bühne haben, wird eben auch auf das Publikum übertragen. Um die Zeilen vom aktuellen Album Zugriff mitzugröhlen fehlt aber den meisten wahrscheinlich noch der nötige Alkoholspiegel.

Dann Dÿse. Für all diejenigen, die das Duo schon sehen konnten, wissen, dass man eigentlich keine weiteren Worte über den Liveauftritt verlieren muss. Ich selbst hatte mich zuvor noch überhaupt nicht mit Dÿse auseinander gesetzt. Von dem Konzept einer Zweimann Band konnten mich aber schon Om, Beehoover oder Eagle Twin überzeugen. Den Lärm, den Dÿse einem entgegen schmettern ist und bleibt für mich aber unvergleichlich. Die kräftig-krachende Gitarre und das schnelle und präzis-aggressive Schlagzeug erzeugen einen Sog, der einen zwingt sich zu bewegen, zu schreien oder die Energie auf irgendeine andere Art und Weise aus dem Körper zu pressen. Bei Songs wie Supermachineeyeon, Zebramann oder Der Mann aus Gold weiß das Publikum, was es zu tun hat und brüllt gegen die Soundwand an, die Jari und André erschaffen. Es gibt Stellen bei denen windet sich André an seiner Gitarre, als würde er mit einer wildgewordenen Schlange kämpfen, während Jari wie wild mit dem Kopf wackelt oder sich gegen diesen schlägt. Musik die einen einfach nur durchdrehen lässt! Diese Energie hat mich zum Fan konvertiert.


Dÿse – Underlaydisc

Anschließend muss das eben gehörte erstmal verarbeitet werden. Dazu kann man sich diverse Leckereien gönnen. Wurst, Bier, herzhafte Erbsensuppe, usw. alles da! Da ich keinen Lineup-Plan ausfindig machen konnte, lasse ich einfach alles auf mich zukommen. So bleibe ich auf dem Weg zurück zum Zeltplatz in der großen “Durchgangshalle” hängen. Dort, in einer Ecke, stehen ein Drumset, Verstärker und minimalistische Bühnentechnik. 21/16, das Nebenprojekt von Rotor-Gitarrist Tim, haben sich hier eingenistet. Ein große Traube von Menschen haben sich um das Duo versammelt. Die zwei spielen abgefahren progressives Zeug, das teilweise an Rotor erinnert. So richtig definieren kann ich es nicht. Aufjedenfall machts Spaß und sowohl Gitarre, als auch Drums (Ohrbooten), beweisen, was sie drauf haben. Ein nettes Schmankerl, das die ganze Atmosphäre weiter auflockert. Anschließend legt Marco in der selben Halle noch gängige Szenenhits auf. Party auf dem Hof.

Samstag

Der Samstag Mittag grüßt die Aufstehenden mit Regen und Windböen. Gelegentlich sieht man, wie sich das eine oder andere Zelt verselbstständigen will. Schade, dass das Wetter nicht mitspielen will. Egal, heute geht es sowieso schon früher los. Und zwar mit Stonehenge. Die verpassen wir nicht, schließlich handelt es sich bei der jungen Gruppe um unsere Zeltnachbarn. Anfangs noch recht mau besucht, scharen sich immer mehr Leute um die Potsdamer Psychedelic Rocker. Zu Recht, denn der Heavy Sound, geprägt von der charakteristischen Orgel, hat ordentlich Groove und bringt nicht nur die Band zum Kopfwackeln. Stonehenge beweisen echtes Talent und eine Menge Power. Genau das, was eine so junge Band braucht um durchzustarten. Es wird Zeit für ein paar Deutschlandweite Gigs. Am Samstag den 17. September gibts die Jungs zusammen mit My Sleeping Karma und Grandloom im Lindenpark in Potsdam zu sehen. Der Sound greift viele Elemente der 70er-Psychedelic/Prog-Bands auf und wird zusätzlich mit dieser extra Portion “Heavy” kombiniert, wie sie Bands wie Sungrazer oder Samsara Blues Experiment aufweisen. Ein kleiner Geheimtip.

Über die nächsten beiden Bands (Turbine Stollprona und Dukes Of Blizzard) kann ich leider nichts berichten, da Essen kochen, Bier trinken, Freundschaften schließen, Kamera vorbereiten etc. einfach zu viel Zeit gekostet hat. Man muss ja auch das Festival an sich genießen (auch bei Scheisswetter)! An dieser Stelle kann man nochmal erwähnen, dass die Atmosphäre immer super entspannt war und das man einfach alles auf sich zukommen lassen konnte.

Jetzt ist sie endlich an der Reihe. Die Chefetage. Rotor, dürfen auf die Bühne. Man merkt, dass sie die Zeit auf der Bühne genießen, und beglücken uns mit allen gängigen Rotor-Rockern. Unter anderem mit dabei Die Weiße Angst, Auf’s Maul und Drehmoment. Als Zugabe gibt es dann noch etwas besonderes. Asteroid von Kyuss. Schon bei den ersten Gitarrentönen wird gejohlt. Jeder kennt das Stück. In diesem Instrumentaltrack steckt extrem viel Power, die vorallem nach den ruhigen Zwischenteilen zu explodieren weiß. Rotor geben dem ganzen noch ihren eigenen Touch und schenken dem Publikum fünf Minuten Bauernhof-Desertfeeling. Wer sich jetzt nicht bewegt, hat irgendwas falsch gemacht. Ein Ende mit Ausrufezeichen!


Rotor – Asteroid (Kyuss Cover)

Coogans Bluff mit ihrer außergewöhnlichen Bläserfraktion machen Spaß und unterhält das Publikum ohne Probleme. Ich schaue mir aber nur 2,3 Songs an; Equipment muss verstaut und der Magen gefüllt werden.

Ich weiß nicht, ob es an dem Alkoholkonsum meinerseits lag, oder an der Band allein, aber der Auftritt von Android Empire scheint mir bis heute immer noch unwirklich und irgendwie erdrückend mächtig. Der heftige Sludge Metal, gespielt von absolut irre drein schauenden jungen Männern, hat sich als musikalisches Gemetzel in mein Hirn geprägt. Um ehrlich zu sein erinnere ich mich auch nicht mehr an viel. Aber eins weiß ich noch, dass es laut, schnell und gut war!


Dÿse – Supermachineeyeon

Am Sonntag spielt noch eine Band, die ich auf Grund der nächtlichen Feierorgie, nicht sehen kann.

Ich hoffe ich konnte euch einen guten Eindruck vom Rotormania vermitteln und hoffe, dass das Festival im kommenden Jahr in einem ähnlichen Rahmen stattfinden wird. Ein Wiedersehen mit den Rotorjungs gibt es schon bald auf der Brainbangers’ Ball Tour.

Danke an Rotor, dass wir die Kamera mitnehmen durften und danke an meinen Kommilitonen Martin, der mich unterstützt hat,

Tim