Sounds From The Deepest Grounds – Weimar, Kasseturm – 14.04.12

Auf eine freundliche Einladung des Veranstalters Toni von Konzept Rock machte ich mich am 14.04.2012 auf ins 25 Kilometer entfernte Weimar um die Lokalbands UTA Season und Hellstroke, sowie die aufstrebende Band Burden, welche sich unter anderem einen Namen als Vorband von Kyuss Lives! und Mastodon gemacht hat, im Kasseturm zu belauschen.

Der Kasseturm ist eine Location, die fast schon beschreibend für die Stadt Weimar ist. Altes, aber wunderschönes Gemäuer, in nettem Stile aufgemotzt – passt! Die Getränke gabs zu überaus günstigen Preisen, was heutzutage ja überhaupt keine selbstverständliche Sache mehr ist. Als besonders Lobenswert stellte sich die „Brechwanne“ ins Rampenlicht, welche aber laut meines Kenntnisstandes an diesem Abend unbenutzt blieb.

UTA Season

Nach deutlichem Dyserezept legt UTA Season voll und ganz los. Jedoch fehlt hier nicht nur der Bass, sondern auch der Gesang. Ich brauchte viele Jahre um mich an reine Akustik zu gewöhnen, aber vor Bands die es dazu noch schaffen, den Bass wettzumachen, ziehe ich grundsätzlich schon einmal voll und ganz den Hut. Das gelingt den zwei Jungs auf der kleinen Bühne richtig gut, denn ihre Sounds siedeln sich irgendwo zwischen Dyse und Sungrazer an, haben jedoch gleichfalls einen sehr eigenen Stil und viel eigene Kreativität. Kein Song ähnelt dem anderen, der eine ist zügig und brauchbares Gut für Kopfschüttler, wohingegen der nächste sehr sphärisch, langatmig und gediegen ist – teilweise findet man wiederum beides in nur einem Song. Ein Genre ist deshalb nur schwer zu finden – war mir währenddessen aber auch völlig egal. Es hat mächtig Spaß gemacht, den Jungs zuzusehen und vor allem zuzuhören. Hier liegt auf jeden Fall ein roher Diamant auf dem Boden, der richtig geil werden kann, vorausgesetzt ihn findet jemand!

Hellstroke

Weiter ging es mit Hellstroke, bei denen Sänger Tobi seinen ersten Auftritt feiern durfte. Lampenfieber? Nein danke! Die Jungs zimmern ein Brett nach dem anderen aufs Parkett und schaffen mit ihrem Southern Rock einen, wie ich finde, sehr schönen Spagat zwischen Rock und Metal. Gitarre und Bass wummern nur so um die Wette und Tobi gröhlt in feinster Manier ins Mikrofon hinein, als hätte er nie zuvor etwas anderes gemacht. Ein fast schon perfekter Auftritt, der Lust aufs Debutalbum gemacht hat.
Die Mucke hat auf jeden Fall Eier!

Burden

Uff. So ungefähr war mein erster Eindruck. Bisher kannte ich die Jungs nur namentlich, was ich in den ersten Sekunden des Gigs voll und ganz bereue. Hier wird in feinster Sludge- und Doommanier ein Brett nach dem anderen ins Hirn genagelt. Kopf und Fuß kennen kein Halten mehr und müssen sich anfangs noch etwas an die doch recht vielen Takt und Tempowechsel gewöhnen, die allerdings sehr schnell zu gefallen wissen.
Besonders auffällig ist für mich dabei Sänger Thorsten, der trotz dieses akustischen Massakers auf der Bühne gefühlvoll, fast sanft wie ein Opernsänger agiert. Großartiges Schauspiel! Allen Respekt auch an die Band, die sich auch von der (sicherlich elektronisch ausgerichteten) Dorfsportplatzjungend nicht provozieren lässt, welche aufmüpfig vor der Bühne das Schauspiel nacheifert. Ich wäre dem Typen nach spätestens zwei Songs an die Gurgel gegangen. Gigantischer Auftritt und ein toller Abschluss für einen sehr gelungenen Abend.
Nach dem Konzert konnte ich noch kurz mit Sänger Thorsten reden und ein Review der Platte A Hole in the Shell klarmachen, welches bald folgen wird.

Alles in allem war ich sehr angetan von allen drei Bands und der Location. Einzig und allein das Publikum hab ich in solch verhaltener Form selten erlebt – Gründe dafür sind fraglich, denn hier wurde einiges geboten! Noch einmal großes Dankeschön an Toni und die Jungs von Konzept Rock für die Einladung – ohne euch hätte ich was verpasst!

Grüße

Flow